6430 - Feuchte Hochstaudenfluren
Beschreibung:
Dieser Lebensraumtyp umfasst die Hochstaudenvegetation der feuchten, nährstoffreichen Standorte an Gewässerufern und an Waldrändern und ist durch eine Vielzahl verschiedener Pflanzengesellschaften charakterisiert. Diese Vegetationsbestände werden meist nicht genutzt und nur selten gemäht. Meist begleiten sie als buntes Band die Fließgewässer und Gräben. Sie können jedoch auch flächenhaft zum Beispiel als Sumpfstorchschnabel-Mädesüß-Hochstaudenflur auftreten. Im Hochsommer fallen sie durch leuchtende Blüten, besonders in den Farben Lila, Gelb und Weiß, und einen großen Insektenreichtum auf. Eine besonders farbenprächtige Form dieser Hochstaudenfluren ist die Himmelsleiterflur, die nur im Westerwald vorkommt.
Bedeutung:
Hochstaudenfluren beeindrucken vor allem zur Blütezeit im Sommer durch eine hohe Individuen- und Artendichte bei den Insekten. Für Libellen wie die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) und die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) dienen sie als Sitzwarten im Revier. Ohne Uferrandvegetation aus Hochstaudenfluren verlieren Fließgewässer ihre Lebensraumfunktion für diese Libellenarten. Vogelarten wie Rohrammer und vor allem Sumpfrohrsänger legen ihre Nester in diesen Hochstaudensäumen an und fangen dort Insekten zur Aufzucht ihrer Jungen.
Durch die lineare Ausbildung der Hochstauden entlang der Fließgewässer und Wälder erfüllen sie eine Lebensraum verbindende Funktion im Biotopnetz.
Vegetation:
Filipendulo-Geranietum palustris (Sumpfstorchschnabel-Mädesüß-Gesellschaft)
Valeriano-Filipenduletum (Baldrian-Mädesüßgesellschaft)
Veronico longifoliae-Euphorbietum palustris (Ehrenpreis-Sumpfwolfsmilch-Gesellschaft)
Veronico longifoliae-Euphorbietum lucidae (Ehrenpreis-Glanzwolfsmilch-Gesellschaft)
Filipendula-Thalictrum flavum-Gesellschaft (Wiesenrauten-Mädesüßflur)
Valeriano-Polemonietum caerulei (Himmelsleiter-Gesellschaft)
Typische Pflanzenarten:
Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus)
Weiße Pestwurz (Petasites albus)
Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre)
Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
Kohldistel (Cirsium oleraceum)
Berg-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)
Rühr mich nicht an (Impatiens noli-tangere)
Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica)
Blaue Himmelsleiter (Polemonium caeruleum)
Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Gelber Eisenhut (Aconitum lycoctonum)
Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum)
Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris)
Glanz-Wolfsmilch (Euphorbia lucida)
Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis)
Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia)
Typische Tierarten:
Vögel
Rohrammer (Emberiza schoeniclus)
Braunkehlchen (Saxicola rubetra) ->
Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
Schmetterlinge
Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino)
Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) ->
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) ->
Pestwurzeule (Hydraeica petasitis)
Libellen
Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) ->
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Verbreitung:
Feuchte Hochstaudenfluren kommen in den meisten Naturräumen in Rheinland-Pfalz vor.
Vorkommen in FFH-Gebieten:
Links:
n.v.
Literatur:
Oberdorfer, E. (Hrsg.) (1983): Süddeutsche Pflanzengesellschaften Teil III. 455 pp.
Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Aufl. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. 622 pp.
Ssymank, A.; Hauke, U.; Rückriem, Ch.; Schröder, E. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege 53. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.). 560 pp.
Wahl, P. (1994): Liste der Pflanzengesellschaften von Rheinland-Pfalz mit Zuordnung zu Biotoptypen und Angaben zum Schutzstatus nach § 24 LPflG. Materialien zur Landespflege. 4. ergänzte Fassung. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim. 136 pp.
Zimmermann, F. (2007): Nahe am Wasser - feuchte Hochstaudenfluren. Naturmagazin Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern 21(1): 36-37.