6710-301 - Zweibrücker Land | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

2.694

Landkreise und kreisfreie Städte:

Pirmasens, Südwestpfalz, Zweibrücken

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Pirmasens-Land, Thaleischweiler-Fröschen, Wallhalben, Zweibrücken-Land

Gebietsbeschreibung:

Das Gebiet besteht aus charakteristischen Landschaftsausschnitten des Zweibrücker Hügellandes und des südlichen Teils der nördlich anschließenden Sickinger Höhe im Pfälzisch-Saarländischen Muschelkalkgebiet. Nach Osten wird es begrenzt durch den Östlichen Westrichrand im Übergang zum Pfälzer Wald.

Die abwechslungsreiche, wellige Hügellandschaft ist im Bereich des anstehenden Muschelkalkes des Zweibrücker Hügellandes durch tiefe weite Bachtäler mit flachen Hängen gegliedert. Besonders breit sind die Täler des unteren Schwarzbaches und des Hornbaches. Im Bereich der Sickinger Höhe haben sich zahlreiche Bachläufe als tiefe Kerbtäler in den vorherrschenden Buntsandstein eingeschnitten.

Die enge Verzahnung von Gewässern, Offen- und Halboffenland und Wald ist verbunden mit einer großen Biotop- und Artenvielfalt.

Die Hochflächen mit etwa 300-400 Metern über NN sind relativ dicht besiedelt und werden landwirtschaftlich genutzt. Landschaftsprägend in der klein gekammerten Agrarlandschaft des Zweibrücker Hügellandes sind die vielen Obstbaumbestände. Die Höhenzüge, insbesondere bei anstehendem Buntsandstein, sind wie auch steile Hänge weitgehend mit  basenreichen Buchenwäldern bewachsen. Stellenweise kommt der typische Orchideen-Kalk-Buchenwald vor, beispielsweise im NSG Monbijou. Vor allem im Bereich der Talhänge bilden altholzreiche Buchenwälder lichte Waldkomplexe mit Trockenwäldern. Diese Waldgesellschaften haben eine hohe Bedeutung für wärmeliebende Waldpflanzen- und Tierarten und sind Lebensraum von Altholzbewohnern wie Grau- und Schwarzspecht und Hirschkäfer. In den engen und felsigen Kerbtälern finden sich bedeutende Bestände des Prächtigen Dünnfarns (Trichomanes speciosum). Im Zweibrücker Westrich stocken auf tiefgründigen, wechseltrockenen, tonigen Böden ebener Lage besonders artenreiche Eichen-Hainbuchen-Mittelwälder.

Weniger steile Hänge unterliegen der Grünlandnutzung. Vor allem an den Südhängen sind Trockenrasengesellschaften mit einer submediterranen Flora und Fauna ausgebildet. Ausgedehnte Halbtrockenrasen waren viele Jahrhunderte lang prägende Landschaftsbestandteile des Zweibrücker Hügellandes und des südlichen Teils der Sickinger Höhe. Ihre Artenvielfalt ist außerordentlich. Auf den Kalkmagerrasen gedeihen viele Orchideenarten, und das nahezu vollständige typische Tagfalter-Artenspektrum dieser Region tritt in großen Populationen auf. Vertreter dieser Lebensgemeinschaft sind der Geißklee-Bläuling (Plebeius argus), Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites), Zwerg-Bläuling (Cupido minimus), Himmelblauer und Silbergrüner Bläuling (Polyommatus bellargus und Polyommatus coridon), Alexis-Bläuling (Glaucopsyche alexis), Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia) und Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia). Der Skabiosen-Scheckenfalter besitzt im Zusammenhang mit den Vorkommen im angrenzenden saarländischen Bliesgau eine deutschlandweit bedeutende Population.

Wärme- und trockenheitsliebende Heuschreckenarten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), der Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus), die Zweifarbige und die Westliche Beißschrecke (Metrioptera bicolor und Platycleis albopunctata) zählen ebenfalls zu den charakteristischen Bewohnern.

Auch die bachbegleitenden, reich strukturierten Wiesen-Biotopkomplexe der Talsohlen sind Lebensraum einer artenreichen Libellen-, Heuschrecken-, Schmetterlings- und Vogelfauna. Wegen des hohen Grundwasserspiegels herrscht extensive Grünlandwirtschaft vor. Der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) ist nur ein typischer Vertreter der Tagfalterfauna. In den verbrachten Grünlandflächen einiger Täler weisen die Rohrammer und das Schwarzkehlchen hohe Dichten auf. Teich- und Sumpfrohrsänger, Eisvogel, Gebirgsstelze und Kiebitz brüten im Gebiet.

Die naturnahen Abschnitte des Hornbachs und des Fließgewässersystems der Felsalbe sind die bedeutendsten Gewässer des "Zweibrücker Landes". Die Bachläufe sind von vielen Fischarten besiedelt, darunter anspruchsvolle Arten wie die Bachschmerle, Elritze, Groppe und das Bachneunauge.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
5130 Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
* 7220 Kalktuffquellen (Cratoneurion)
8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald (Cephalanthero-Fagion)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Fische und Rundmäuler

Bachneunauge (Lampetra planeri)
Groppe (Cottus gobio)

Käfer

Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Libellen

Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia)

Schmetterlinge

Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)
Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)
* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Pflanzen

Prächtiger Dünnfarn (Trichomanes speciosum)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Jungbluth, J. H.; Niehuis, M.; Simon, L. (1987): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz. II. Die Planungsregion Rheinpfalz und III. Die Planungsregion Westpfalz. Mainzer Naturw. Archiv, Beih. 8. 323 pp.

LfUG; FÖA (1997): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Südwestpfalz/Kreisfreie Städte Zweibrücken und Pirmasens. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 303 pp., Anhänge, Karten.

Lingenfelder, U. (2004): Zur Verbreitung der Grünen Flussjungfer - Ophiogomphus cecilia (FOURCROY, 1785) - in der Pfalz (Odonata: Gomphidae). Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 10(2): 527-552.

Stand: 08.03.2016