Steckbrief zum FFH-Gebiet
5509-302 - Vulkankuppen am Brohlbachtal Karte
Größe[ha]:
1.115
Landkreise und kreisfreie Städte:
Ahrweiler
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Bad Breisig, Brohltal
Gebietsbeschreibung:
Die Landschaft, die sich von den Höhenlagen der Osteifel zum Rheintal hin erstreckt, wurde durch Vulkanismus geprägt. Östlich der Bims- und Tuffdecken der Kempenicher Tuffhochfläche durchbrechen vulkanische Kuppen und ehemalige Lavaströme das Grundgestein aus Tonschiefer und Grauwacken und legen Zeugnis ab von der vulkanischen Tätigkeit im Quartär. Die Vulkankuppen am Brohlbachtal gehören zum Laacher Vulkangebiet. Durch den Abbau der vulkanischen Gesteine (Basalt, Bims, Trass) wurden die Kuppen zum Teil stark verändert und es entstanden zusätzliche Felsbiotope. Heute stehen die Vulkankuppen wegen ihrer erdgeschichtlichen und naturkundlichen Bedeutung unter Naturschutz.
Der Bausenberg nördlich der Ortschaft Niederzissen gilt als der besterhaltene Schichtvulkan des Pleistozäns. Zweithöchster Vulkanberg des Laacher Gebietes ist der Perler Kopf zwischen Hannebach und Oberdürenbach.
Die fruchtbaren vulkanischen Böden, unterschiedliche Expositionen beziehungsweise Standortverhältnisse und Nutzungen ließen ein für diese Gegend typisches vielfältiges und artenreiches Landschaftsmosaik entstehen.
Artenreiche Buchenwälder unterschiedlicher Ausprägung mit Altholzinseln finden sich vor allem auf den Vulkankuppen und Lavaströmen. Steile Hänge wie am Bausenberg oder an den Bachtalrändern nordöstlich der Ortschaft Dedenbach weisen Trockenwälder auf, die im Mosaik mit xerothermen Offenlandbiotopen von herausragender Bedeutung für den Artenschutz sind. Am Meirother Kopf und Tiefenstein westlich des Ortes Wehr sind Gesteinshaldenwälder auf ausgedehnten Blockhalden entwickelt. Viele der Waldbereiche wurden früher als Niederwald genutzt wie beispielsweise am Bausenberg und Perler Kopf noch erkennbar ist.
Die vielfältigen Trockenbiotope im Bereich der Vulkanberge sind Lebensraum seltener und gefährdeter Arten, besonders die Biotopkomplexe aus Trocken- und Halbtrockenrasen, Federschwingelrasen, Nelkenhafer- und Hohlzahnfluren mit lokal ausgeprägten xerothermen Standortbedingungen und Arten wie Lanzettblättriges Weidenröschen (Epilobium lanceolatum), Gelber Hohlzahn (Galeopsis segetum), Mäuseschwanz-Federschwingel (Vulpia myuros) und Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum).
Borstgrasrasen und Halbtrockenrasen stehen vielfach in Verbindung mit kleinflächigem, extensiv genutztem Magergrünland. Das Vorkommen des Neuntöters, der stellenweise eine hohe Siedlungsdichte erreicht, weist auf großen Strukturreichtum des extensiv genutzten Grünlands hin.
Die trocken-warmen Felsbiotope an den Steilrändern des Vinxtbaches kennzeichnet ein Mosaik aus Felsenbirnen-Zwergmispel-Trockengebüsch, Sandginsterheide und Felsbandfluren mit Wimper-Perlgras (Melica ciliata). Hier kommen Mauereidechse und Steppen-Grashüfer (Chorthippus vagans) vor. Der Steppen-Grashüpfer gehört wie die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) zu den charakteristischen Arten der Felsbiotope.
Erwähnenswert sind die Felsbiotope und Magerrasen am Bausenberg. Der Bausenberg ist hinsichtlich biotischem Inventar und Potenzial umfassend untersucht und beherbergt insbesondere eine vielfältige Insektenfauna mit zahlreichen wärmeliebenden Arten wie Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis) oder Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor).
An den Fließgewässern im Gebiet ist Grünland selten. Die größeren Fließgewässer Vinxtbach und Brohlbach mit ihren Seitenbächen, die nach Osten zum Rhein hin entwässern, fließen auf großen Strecken durch intensiv genutztes Offenland. Am Vinxtbach zwischen Waldorf und Königsfeld existieren grünlandgeprägte Abschnitte. Hier kommt die Wasseramsel vor. Von herausragender Bedeutung für die Fließgewässerlebensgemeinschaften sind vor allem die kleineren Bachläufe mit hoher Gewässergüte. Das Vorkommen der Groppe ist ein Zeichen für strukturreiche Fließgewässer von guter Wasserqualität. Die extensiv genutzten, mageren Mähwiesen und Feuchtbiotope des Vinxt- und des Dürenbachtals sind Lebensraum der gefährdeten Schmetterlingsarten Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius).
Stehende Gewässer beschränken sich weitgehend auf die Abbauflächen. Hierzu gehört der Königssee bei Oberdürenbach. Das Rodder Maar nördlich von Niederdürenbach wurde renaturiert und zeigt eine Entwicklung eines Feuchtbiotopmosaiks in Verbindung mit Mähwiesen und Sumpfwald.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) | |
Großes Mausohr (Myotis myotis) |
Fische und Rundmäuler
Groppe (Cottus gobio) |
Käfer
Hirschkäfer (Lucanus cervus) |
Schmetterlinge
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) | |
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) | |
* | Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) |
* = Prioritäre Art
Literatur:
Jungbluth, J. H.; Fischer, E.; Kunz, M.; Lenz, L.; Gruschwitz, M.; Scharf, B. W.; Stüber, R. (1989): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz IV. Die Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Mainzer naturwiss. Archiv, Beih. 11. 414 pp.
LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme Rheinland-Pfalz. Bereich Landkreis Ahrweiler. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 290 pp., Anhänge, Karten.