6405-303 - Serriger Bachtal und Leuk und Saar | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

2.249

Landkreise und kreisfreie Städte:

Trier-Saarburg

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Konz, Saarburg

Gebietsbeschreibung:

Das steile Durchbruchstal der Saar folgt von der saarländischen Grenze bis zur Einmündung in die Mosel bei Konz einer klaren Süd-Nord-Ausrichtung. Das untere Saartal gliedert sich in eine abwechslungsreiche Folge von engen Talabschnitten, ehemaligen Mäanderbögen mit Prall- und Gleithängen, Umlaufbergen und Resten verschiedener Terrassenniveaus. Talzug und östlicher Talrand der Saar sind im Hunsrückschiefer angelegt, während der westliche Talflügel eine bewaldete Buntsandsteinstufe anschneidet. An den steilen Hängen dominieren flachgründige Ranker mit hohem Quarzitschuttanteil des Taunusquarzits. Bei Saarburg mündet das Gewässersystem der Leuk, bei Serrig das des Serriger Bachs in die untere Saar. Die Seitentäler sind tief in die Landschaft eingeschnitten. Die Talräume sind von überregionaler Bedeutung als Vernetzungskorridore für die Verbreitung von Arten.

Über größere Strecken sind die Hänge und einzelne Bergkuppen mit strukturreichen, störungsarmen Wäldern bedeckt. Diese bilden vielfältige und engräumige Mosaike mit Trocken- und Haltrockenrasen und Felsbiotopen. Großflächige, durch Beweidung entstandenen Halbtrockenrasen (Kalkmagerrasen) sind artenreich und Lebensraum vieler Orchideen- und Enzianarten.

Altholzreiche Bestände verteilen sich recht gleichmäßig über die Waldkomplexe. An klimatisch weniger extremen Standorten der Talhänge, am Hangkopf sowie auf den sich anschließenden Hochflächen dominieren Buchenwälder. An den sonnenexponierten Hängen ist der Anteil an Trocken- und Gesteinshaldenwäldern hoch. Im unteren Bereich wachsen lichte Eichen-Hainbuchenwälder. In ihnen lebt der Mittelspecht. Im oberen Bereich  gehen sie in Eichen-Birkenwälder über, die durch Niederwaldwirtschaft entstanden, aber heute weitgehend in Hochwälder überführt sind, beziehungsweise in Hainsimsen-Eichentrockenwälder. An den Saarhängen ist eine kleine, isolierte Population des  Haselhuhns als Charakterart der Niederwälder nachgewiesen. Eine Besonderheit unter den Trockenwäldern ist der Orchideen-Buchenwald. An besonders trockenen, südexponierten Hangbereichen siedelte sich ein wärmeliebender Buschwald mit Felsenbirne an, der an Felsklippen und auf Schutthalden in Felsheide übergeht.

Die Steilhänge mit ihrer Felsvegetation und den Übergängen zu lichten Trockenwäldern weisen eine Reihe von Pflanzen- und Tierarten auf, die an extreme standörtliche und klimatische Bedingungen angepasst sind. An den trockenheißen Felsen und Trockenrasen der "Saarsteilhänge am Kaiserweg" südlich von Taben-Rodt ist mit dem Roten Scheckenfalter (Melitaea didyma) eine regional seltene Leitart des Biotoptyps nachgewiesen.

An schattigen Hängen sind stellenweise Wälder mittlerer Standorte mit Übergängen zum Schlucht- bzw. Gesteinshaldenwald ausgebildet.

Der "Urwald bei Taben" am linken Saarufer ist ein besonders markanter Gesteinshaldenwald. Mit seinen ausgeprägten Blockschutthalden weist er extreme Wachstumsbedingungen für Bäume auf. Eine forstwirtschaftliche Nutzung der Baumbestände war unattraktiv, sodass hier einige sehr alte Bäume zu finden sind. Über 1000 Käferarten sind im Gebiet bekannt, darunter viele Rote-Liste-Arten und auch zahlreiche "Urwaldrelikte" unter den Alt- und Totholzbewohnern wie Heldbock (Cerambyx cerdo), der seltene Eremit (Osmoderma eremita) und der in Europa fast ausgestorbene Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus). Nicht nur zur Sicherung der im Anhang II der FFH-Richtlinie angeführten Käferarten kommt dem Gebiet eine herausragende Bedeutung zu.

Die Felsbänder, insbesondere zwischen Serrig und Saarhölzbach an der Saar, sind von überragender Bedeutung als Lebensraum für Fledermäuse. Felsspalten und -höhlen sowie Bergwerksstollen im Gebiet sind vor allem für den Schutz der Großen Hufeisennase unersetzlich. Auch bieten sie günstige Voraussetzungen für die Besiedlung durch den Wanderfalken.

Großflächige, extensiv genutzte Obstwiesen, die in engem funktionalen Zusammenhang mit den bedeutenden Fledermausvorkommen stehen, sind zentrale Nahrungsbiotope für die Tiere. Die auch heute noch große Nutzungsheterogenität der Obstwiesen bedingt eine große Strukturvielfalt, die optimale Existenzbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten schafft.

Typisch für die Täler ist die kleinräumige Verzahnung von trockenen mit vom Wasser beeinflussten Wald- und Offenlandbiotopen. Durch den Ausbau der mäßig belasteten Saar als Schifffahrtsstraße sind hier nur noch Restvorkommen des ehemals für die Flusslandschaft typischen Biotopmosaiks aus Feuchtgrünland, Röhrichten, Großseggenriedern und Auwald erhalten. Von überragender Bedeutung ist das Vorkommen des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar) in den feuchten bis nassen Offenlandbiotopen des Naturschutzgebiets "Wiltinger Saarbogen". Diese Art ist in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedroht. Auch Schwarzkehlchen und Beutelmeise kommen hier vor. Der Feuchtgrünlandbereich im Wiltinger Saarbogen ist für die hierauf spezialisierte Flora und Fauna wegen der flusstypischen Ausprägung der Wasser- und Uferbiotope und den angrenzenden Xerothermbiotopen der Hänge von herausragender Bedeutung.

Leuk und Serriger Bach sind mit Güteklasse I-II von ausgezeichneter Wasserqualität. An der Leuk sind mit Eisvogel, Gebirgsstelze sowie Gebänderter Prachtlibelle (Calopteryx splendens) und Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) charakteristische Arten der Bäche vertreten. Die Leuk wird von Bachuferwäldern gesäumt, die stellenweise breiter sind und Auwaldcharakter haben. In den Talauen überwiegen Wiesen und Weiden mittlerer Standorte. Überschwemmungsgeprägte Offenlandbiotope sind auf einen kleinflächigen Biotopkomplex aus Röhricht, Nass- und Feuchtwiesen nordöstlich von Kollesleuken beschränkt. Dort sind Vorkommen von Braunkehlchen und Wiesenpieper nachgewiesen.

Kleinere künstlich angelegte Stillgewässer im Wald sowie die Mündungsbereiche von Fließgewässern in die Saar dienen als Amphibienlaichgewässer, so findet sich bei Serrig eine große Population der Gelbbauchunke.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.
* 6110 Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
* 8160 Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)
Großes Mausohr (Myotis myotis)

Amphibien

Gelbbauchunke (Bombina variegata)
Kamm-Molch (Triturus cristatus)

Fische und Rundmäuler

Groppe (Cottus gobio)

Käfer

* Eremit (Osmoderma eremita)
Heldbock (Cerambyx cerdo)
Hirschkäfer (Lucanus cervus)
Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus)

Schmetterlinge

Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)
* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Pflanzen

Prächtiger Dünnfarn (Trichomanes speciosum)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Hembach, J.; Schlüter, R.; Cölln, K. (1998): Wildbienen (Hymenoptera, Aculeata: Apidae) aus dem Nordwesten von Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 8(4): 1061-1171.

Jakubzik, A.; Cölln, K. (1996): Weg- und Grabwespen (Hymenoptera, Aculeata: Pompilidae et Sphecidae) des Nordwestens von Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 8(2): 391-420.

Jakubzik, A.; Cölln, K. (1998): Gasteruption merceti KIEFFER, 1904 (Hymenoptera: Gasteruptionidae). Erstnachweis für den Nordwesten von Rheinland-Pfalz. Dendrocopos 25: 211-213.

Kiebel, A. (1991): Untersuchungen zur Verbreitung, Vegetation und Ökologie der Ahorn- und Lindenwälder im westlichen Hunsrück. Diplomarbeit, Universität Trier, Fachbereich Geographie/Geowissenschaften, Institut für Geobotanik.135 pp.

Köhler, F. (1996): Zur Käferfauna (Col.) des unteren Saartales und des westlichen Mosel-Saar-Raumes. Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen 6(4): 217-246.

Köhler, F. (1998): Zur Käferfauna (Col.) des unteren Saartales und des westlichen Mosel-Saar-Raumes II. Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen 8(3/4): 125-152.

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Trier-Saarburg/Stadt Trier. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 234 pp., Anhänge, Karten.

Möller, G. (1995): Anmerkungen zur Totholzkäferfauna des "Urwaldes von Taben" an der Saar (Ins., Col.). Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen 5(2): 79-88.

Müller, G. (1996): Bericht über die 151. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen vom 6. bis 9. Juni in Taben-Rodt an der Saar Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen 6(4): 213-216.

Niehuis, M. (2001): Die Bockkäfer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beih. 26. 604 pp.

Schäfer, A. (2008): Kurze Mitteilung einiger Beobachtungen bemerkenswerter Vogel-und Pflanzenarten im Saartal. Dendrocopos 35: 41.

Weishaar, M. (1989): Schwerpunktprogramm Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) im Regierungsbezirk Trier. Artenschutzprojekt Fledermäuse Rheinland-Pfalz. 33 pp.

Stand: 07.03.2016