Steckbrief zum FFH-Gebiet
5605-306 - Obere Kyll und Kalkmulden der Nordeifel Karte
Größe[ha]:
1.326
Landkreise und kreisfreie Städte:
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Daun, Hillesheim, Kelberg, Obere Kyll
Gebietsbeschreibung:
Das Gebiet besteht aus vielfältigen und typischen Landschaftsausschnitten der zentralen Kalkeifel und der westlichen Hocheifel. Großflächiges Grünland und große, geschlossene Waldgebiete vor allem auf den Höhenrücken kennzeichnen die westliche Hocheifel. Die Kalkeifel dagegen ist eine eher waldarme landwirtschaftlich strukturierte Mittelgebirgslandschaft. Landschaftsprägend für die Kulturlandschaft der Eifel waren die bis zum frühen 19. Jahrhundert betriebene Schiffelwirtschaft (auf Silikatböden) sowie eine extensive Schafbeweidung der Kalkmulden. Die Jahrhunderte andauernde Weidewirtschaft und auch die Waldrodung für die Köhlerei hatten die Entstehung einer ausgedehnten Heidelandschaft zur Folge. Charakteristisch für die Kalkeifel sind die Triften, beweidete Kalk-Halbtrockenrasen (vegetationskundlich Gentiano-Koelerietum/Enzian-Schillergrasrasen) und die Wacholderheiden. An silikathaltigen Standorten, an denen beispielsweise Buntsandstein zu Tage tritt, wächst Borstgrasrasen.
Bestände von Kalkmagerrasen, Wacholderheiden und Borstgrasrasen im Verbund mit strukturreichen Buchenwäldern und Dolomitfelsen finden sich heute überwiegend in der Dollendorfer und Hillesheimer Kalkmulde. Diese Biotope sind in eine offene ackerbaulich oder als Grünland genutzte Agrarlandschaft eingebettet und schließen sich südlich an die großen Naturschutzgebiete Lampertstal und Alendorfer Kalktriften auf nordrhein-westfälischer Seite an. Länderübergreifend konnten hier großflächige Biotopbestände der alten Kulturlandschaft erhalten werden. Floristisch, faunistisch und landschaftsgeschichtlich zählt die Dollendorfer Kalkmulde zu den bedeutendsten Landschaftsräumen in Rheinland-Pfalz. Überragend ist der Reichtum an Tier- und Pflanzenarten und Vegetationstypen. Allein 60 verschiedene, teils stark gefährdete Pflanzengesellschaften konnten nachgewiesen werden. Eine Besonderheit sind die Kalkquellsümpfe bei der Ortschaft Feusdorf.
Im Jahresverlauf ergibt sich ein buntes Bild mit blühenden Pflanzen, wobei vor allem im zeitigen Frühjahr die violett blühende Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) Akzente setzen. Im Frühling und Frühsommer dominieren die Orchideen mit Weiß- und Violetttönen, während im frühen Herbst beispielsweise der Fransen-Enzian (Gentianella ciliata) blaue Farbtupfer setzt. Die Gewöhnliche Kugelblume (Globularia punctata) kommt fast ausschließlich in den Triftgebieten Deutschlands (unter anderem der Schwäbischen Alb) vor und hat in der Eifel ihr nördlichstes deutsches Vorkommen und einen regionalen Verbreitungsschwerpunkt.
Der Blütenreichtum lockt vor allem viele Insektenarten an. In Gönnersdorf wurden 459 Arten von Hautflüglern (Bienen und Wespen) und 446 Arten von Zweiflüglern (Fliegen, Schwebfliegen etc.) festgestellt.
Tagfalterarten wie Kaisermantel (Argynnis paphia), Schachbrett (Melanargia galathea) und der Schwalbenschwanz (Iphiclides podalirius) sind Arten der reichen Tagfalterfauna der Kalkmagerrasen. Der in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas) hat in den Kalkmulden der Eifel sein bedeutendstes Vorkommen. Auch andere seltene Falterarten wie Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia), Mattscheckiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus acteon) und Silbergrüner Bläuling (Polyommatus coridon) kommen nur in den Kalkmulden vor.
Vor allem im Bereich der Randhöhen mit ihrer Vielfalt verzahnter Biotoptypen und auf den Kuppen gehen die Kalkmagerrasen allmählich in Waldbiotope über. Große Halbtrockenrasenflächen wurden in der Vergangenheit mit Schwarz- und Waldkiefer aufgeforstet. Sie sind stellenweise licht und haben deshalb eine besondere Bedeutung als Wuchsort seltener Orchideenarten, wie zum Beispiel des Netzblatts (Goodyera repens). Herausragend sind jedoch die natürlichen Waldmeister-Buchenwälder und besonders die Orchideen-Buchenwälder, die sich ebenfalls durch einen großen Reichtum auffällig blühender Pflanzen auszeichnen.
Das gesamte Gebiet ist von Fließgewässern durchzogen, die eine wichtige Vernetzungsfunktion erfüllen. Vor allem die Kyll ist eine landesweit bedeutsame Vernetzungsachse. Eingebettet in altholzreiche Laubwälder und extensive Grünlandgesellschaften und von sehr guter Wasserqualität sind die Fließgewässer von hoher Strukturqualität und Artenreichtum. Eisvogel und die Wasseramsel erreichen an Selbach, Wirft und zwischen den Ortschaften Lissendorf und Niederbettingen an der Kyll hohe Siedlungsdichten. Der Schwarzstorch findet im Wirfttal geeignete Lebensbedingungen. Groß ist auch die Artenvielfalt und der Individuenreichtum der Tagfalter in den Auen. Der in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle) im Wirft- und Selbachtal ist nur einer von ihnen.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Fische und Rundmäuler
Bachneunauge (Lampetra planeri) | |
Groppe (Cottus gobio) |
Schmetterlinge
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) | |
Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) | |
* | Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) |
* = Prioritäre Art
Links:
Datenblatt - Legende zum Datenblattwww.naturpark-hohesvenn-eifel.de
www.eifel-natur-reisen.de/obere-kyll-und-kalkmulden-der-nordeifel/
www.geopark-vulkaneifel.de/index.php/obere-kyll-und-kalkmulden-der-nordeifel
www.umweltstiftung.rlp.de/trocken_laienbericht.pdf
https://snu.rlp.de/fileadmin/4_Mediathek/PDF/Flyer__usw/A12_Arnikabroschuere_deutsch.pdf
Literatur:
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Bauer, H. J.; Meyer, W.; Schumacher, W. (1981): Das Naturschutzgebiet Lampertstal bei Blankenheim (Ahr). Rheinische Landschaften 19. 26 pp.
Cölln, K.; Jacobi, J. (1997): Biotop Dorf. Texte und Illustrationen zur Dorfökologie am Beispiel der Eifelgemeinde Gönnersdorf . Dendrocopos, Sonderband 2. 63 pp.
Cölln, K.; Jakubzik, A. (2000): 10 Jahre faunistische Untersuchungen an Hymenoptera und Diptera in Eifel, Gutland und Moseltal - eine Bilanz. Verh. Westd. Entom. Tag 1999: 169-171.
Hembach, J.; Cölln, K. (1995): Die Hardt bei Birgel (Kr. Daun) im Interessenkonflikt zwischen Naturschutz- und Bauleitplanung. Dendrocopos 22: 112-125.
Jungbluth, J. H.; Fuchs, H.; Groh, K.; Högner, G.; Jacob, B.; Scholtes, M. (1995): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz V. Die Planungsregion Trier. Mainzer naturwiss. Archiv, Beih. 17. 299 pp., Abb.
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Möseler, B. M. (1989): Die Kalkmagerrasen der Eifel. Dechenania. Beiheft 29. 79 pp.