5510-302 - Rheinhänge zwischen Unkel und Neuwied | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

768

Landkreise und kreisfreie Städte:

Ahrweiler, Mayen-Koblenz, Neuwied

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Andernach, Bad-Breisig, Bad Hönningen, Linz am Rhein, Neuwied, Remagen, Unkel

Gebietsbeschreibung:

Das Untere Mittelrheintal bezeichnet das Engtal des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge von der Andernacher Pforte bis zur Niederrheinischen Bucht nördlich der Ortschaft Unkel. Der Rhein verläuft in diesem Abschnitt geradliniger als im Oberen Mittelrheintal südlich Koblenz und Talengen wechseln sich mit Talweitungen ab. Zwischen den Orten Bad Breisig und Remagen erreicht die Talsohle fast 3 km Breite, während sie sich bei Unkel wieder auf 1 km verschmälert.

Zu beiden Seiten der Talsohle steigen die Hänge in zwei Terrassenstufen steil an. Während das Obere Mittelrheintal Hanghöhen bis zu 300 Meter erreicht, ragen die Hänge hier kaum einmal mehr als 200 Meter über die Talsohle hinaus. Stellenweise erheben sich vulkanische Kuppen, so der Rodderberg und die Erpeler Ley. Die Quertäler von Ahr, Vinxt- und Brohlbach haben sich bis zu 150 m tief in die Terrassenlandschaft eingeschnitten.

Insgesamt wirkt das Untere Mittelrheintal in Gestalt und Oberflächenform weiträumiger als das obere Engtal. Felsen, bewaldete Hänge, Weinterrassen, Burgen und historische Weinorte bestimmen das Landschaftsbild.

Das Klima des Unteren Mittelrheintals ist trocken und warm. In Verbindung mit den natürlichen morphologischen Gegebenheiten und der Bewirtschaftung durch den Menschen sind Lebensräume entstanden, die viele sehr seltene und auf Extremstandorte spezialisierte Tier- und Pflanzenarten beherbergen.

Wie im Oberen Mittelrheintal auch ist die große Struktur- und Biotopvielfalt bedingt durch die enge Verzahnung vielfältiger, teilweise großflächiger Trockenbiotope aus Halbtrocken- und Trockenrasen, Weinbergsbrachen, mageren Wiesen und Weiden, Gesteinshalden, Felsen und Trockengebüsch, welche die Steilterrassen kennzeichnen. Großflächige Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen sind bei Leutesdorf und Rheinbrohl ausgebildet, bedeutende Ausprägungen von Trockenrasen und Felsen finden sich an der Erpeler Ley und am Hammerstein. Viele seltene und gefährdete Insekten, darunter viele Wildbienenarten profitieren von der trocken-warmen Mannigfaltigkeit. Seltene Bläulingsarten, viele Arten der Widderchen und der Segelfalter (Iphiclides podalirius) sind Charakterarten der Trockenbiotope, wie auch der Rotleibige Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis), die Blauflügelige und die Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens und Oedipoda germanica). Auch Zippammer, Wanderfalke, Mauereidechse und Schlingnatter finden hier optimale Lebensbedingungen vor. Das Mittelrheintal beherbergt neben Mosel, Nahe, Lahn und Ahr ein europaweit bedeutsames Schwerpunktvorkommen wärmeliebender Arten, viele mit ihrer derzeit nördlichen Verbreitungsgrenze in diesem Gebiet.

Die altholzreichen Laubwälder bestehen überwiegend aus Buchen- und Eichen-Hainbuchenwäldern. Auf steilen Schutthängen wachsen Schlucht- und Hangmischwälder, die an den trocken-warmen Talhängen dem Spitzahorn-Sommerlinden-Blockschuttwald (Aceri-Tilietum) zuzuordnen sind. Die vielfach im Wald verlaufenden Rhein-Seitengewässer sind strukturreich und von sehr guter Wasserqualität. Stellenweise sind typische Auenlebensräume vorhanden.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
4030 Trockene europäische Heiden
* 6110 Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Großes Mausohr (Myotis myotis)

Käfer

Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schmetterlinge

* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Pflanzen

Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Driessen, N.; Albrech, J.; Bonn, S.; Bylebyl, K.; Poschlod, P.; Sander, U.; Sound, P.; Veith, M. (2006): Nachhaltige Entwicklung xerothermer Hanglagen am Beispiel des Mittelrheintals. Natur und Landschaft 81 / 3: 130-137.

Jungbluth, J. H.; Fischer, E.; Kunz, M.; Lenz, L.; Gruschwitz, M.; Scharf, B. W.; Stüber, R. (1989): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz IV. Die Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Mainzer naturwiss. Archiv, Beih. 11. 414 pp.

Kremer, B. P. (2009): Das Untere Mittelrheintal. Flusslandschaft zwischen Neuwieder Becken und Niederrheinischer Bucht. Rheinische Landschaften 59. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln (Hrsg.). 31 pp.

Kremer, B. P. (2010): Das Untere Mittelrheintal. Flusslandschaft zwischen Neuwieder Becken und Niederrheinischer Bucht. Rheinische Heimatpflege. Neue Folge 47(2). Beilage. 31 pp. 

LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme Rheinland-Pfalz. Bereich Landkreis Ahrweiler. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 290 pp., Anhänge, Karten.

LfUG; FÖA (1993): Planung vernetzter Biotopsysteme Rheinland-Pfalz. Bereich Landkreis Neuwied. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 199 pp., Anhänge, Karten.

Stand: 04.02.2016