6816-301 - Hördter Rheinaue | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

2.382

Landkreise und kreisfreie Städte:

Germersheim

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Bellheim, Germersheim, Jockgrim, Rülzheim, Wörth am Rhein

Gebietsbeschreibung:

Die Hördter Rheinaue ist eine großflächige Auenlandschaft, die mit den nördlich und südlich angrenzenden Gebieten "Rheinniederung Germersheim-Speyer" und "Rheinniederung Neuburg-Wörth" eine funktionale Einheit bildet.

Eine große Standortvielfalt in kleinräumigem Wechsel zeichnet das Gebiet aus. Die Mannigfaltigkeit der Lebensraumtypen, ihre enge Verzahnung und vielgestaltigen Übergänge bedingen ein besonders reiches, auentypisches Spektrum an Tier- und Pflanzenarten. Seltene und bedrohte Vogelarten wie Zwergdommel, Drosselrohrsänger, Eisvogel, Schwarzmilan sowie Schwarz- und Mittelspecht brüten in der Hördter Rheinaue, manche davon, beispielsweise Eisvogel und Schwarzmilan in hoher Individuendichte. Auch die Populationen von Mittelspecht und Graureiher sind individuenstark.

Landschaftsprägend sind die Altrheine in unterschiedlichen Verlandungsstadien, teilweise mit Röhricht- und sehr seltenen Schwimmblattpflanzengesellschaften mit Schwimmfarn (Salvinia natans), Seekanne (Nymphoides peltata) und Weißer Seerose (Nymphaea alba) sowie die künstlich entstandenen Gewässer, abwechslungsreichen Laubwaldgesellschaften und Feuchtgrünlandkomplexe. Die Feuchtwiesen sind Lebensraum der Tagfalterarten Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) und Großer Feuerfalter (Lycaena dispar). Kleinflächig eingelagert sind die für Auen typischen Magerbiotope trockener Standorte (Stromtal-Halbtrockenrasen) mit den Charakterarten Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) und Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus). Die trocken-warmen Biotope der Rhein-Hauptdämme werden vor allem von vielen Insektenarten besiedelt.

Die Vielfalt der Fließ- und Stillgewässertypen ist besonders hoch. Die großen Wasserflächen wie der Sondernheimer Altrhein sind von nationaler Bedeutung als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet von Vögeln. Auch bieten die Altrheine ideale Lebensbedingungen für die Fischarten Schlammpeitzger und Steinbeißer. Im Rhein sind die Wanderfischarten Maifisch, Fluss- und Meerneunauge und Lachs nachgewiesen.

Stehende Gewässer sind Laichplatz von Gelbbauchunke, Kamm-Molch, Laubfrosch, Knoblauchkröte und Moorfrosch. Die Hördter Rheinaue beherbergt eine der bedeutendsten Populationen des Moorfrosches in Rheinland-Pfalz. Ähnliches gilt für den Laubfrosch. Seltene Vertreter einer artenreichen Libellenfauna im Gebiet sind die bundesweit stark gefährdete Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum) und die vom Aussterben bedrohte Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis). Ebenfalls für die Rheinauenlandschaft typisch sind Großes und Kleines Granatauge (Erythromma najas und Erythromma viridulum) und die Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum).

Großflächige Stieleichen- Ulmen-Hartholzauenwälder sowie Weichholz-Silberweiden-Auenwald und Eschen-Ulmen-Auenwald bilden gemeinsam die größten Auwälder in Rheinland-Pfalz. Die großen zusammenhängenden naturnahen Laubwälder sind von teilweise hohen Anteilen an Buchen- und Eichen-Althölzern durchsetzt. In Naturwaldreservaten wurden 299 Arten Totholzkäfer nachgewiesen, 288 davon selten und gefährdet.

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii)
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91F0 Hartholz-Auenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Amphibien

Gelbbauchunke (Bombina variegata)
Kamm-Molch (Triturus cristatus)

Fische und Rundmäuler

Flussneunauge (Lampetra fluviatilis)
Lachs (Salmo salar)
Maifisch (Alosa alosa)
Meerneunauge (Petromyzon marinus)
Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
Steinbeißer (Cobitis taenia)

Käfer

Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schmetterlinge

Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)

Weichtiere

Zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus)
Bachmuschel (Unio crassus)
Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Bergdolt, C. (1997): Brutvogelbestandsaufnahme in der "Hördter Rheinaue". Ein Vergleich nach 20 Jahren. Dipl.arbeit an der Fakultät für Geographie der Universität Heidelberg.

Dannapfel, K.-H.; Schätzle, F. (1988): Erfassung wertvoller und schutzwürdiger Gebiete in den Rheinauen des Regierungsbezirkes Rheinhessen-Pfalz. Gutachten im Auftrag der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz. 2 Bde.

Höllgärtner, M. (2004): Bericht zur Erfassung von Purpurreiher (Ardea purpurea), Zwergdommel (Ixobrychus minutus) und Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) in der Oberrheinebene von Rheinland-Pfalz 2002/2003. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz. Beiheft 32: 265-274.

Jungbluth, J. H.; Niehuis, M.; Simon, L. (1987): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz. II. Die Planungsregion Rheinpfalz und III. Die Planungsregion Westpfalz. Mainzer Naturw. Archiv, Beih. 8. 323 pp.

Kinzelbach, R. (1976): Das Naturschutzgebiet "Hördter Rheinaue" bei Germersheim. Mitt. Pollichia 64: 5-62.

Kitt, M. (1995): Zur Verbreitung von Fließgewässerlibellen (Insecta: Odonata) im südpfälzischen Raum. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 7: 897-918.

Kitt, M.; Reder, G. (2004): Gehäuftes Auftreten der Zierlichen Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis CHARPENTIER, 1840) am pfälzischen Oberrhein. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 10 (2): 493-507.

Köhler, F. (2004): Die Totholzkäferfauna (Coleoptera) der Naturwaldreservate "Gimpelrhein" und "Holländerschlag" in der Hördter Rheinaue in der nördlichen Oberrheinebene. Mainzer naturw. Archiv 42: 137-178.

LfUG; ALAND (1997): Planung vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Germersheim. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 234 pp., Anhänge, Karten.

Möndel, Stefan (1981): Zur Bedeutung des Karlskopf (Hördter Rheinaue) für Wasservögel. Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz 2(1): 109-119.

Niehuis, M. (2001): Die Bockkäfer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beih. 26. 604 pp.

Richling, I.; Groh, K. (2013): Die Molluskenfauna der Rheinauen bei Hördt (Rheinland-Pfalz) - ein kritischer Vergleich nach mehr als vier Dekaden. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 50: 249-290.

Schader, H. (2006): 25-jährige Langzeitstudie: Der pfälzische Laubfroschbestand (Hyla arborea) in "GNOR-historischer" Höchstform. GNOR Info 103: 21-23.

Viessmann, R. (1995): Libellen - Odonata. Pflanzen und Tiere in Rheinland-Pfalz 6. Jahresbericht 1995: 207-225.

Volk, H.; Kettering, H. (1998): Neue Erkenntnisse für das Naturschutzgebiet Hördter Rheinaue. Der andere Auewald am Rhein. AFZ / Der Wald 53(16): 828-831.

Vor, T.; Schmidt, W. (2008): Neophyten in der Hördter Rheinaue/Rheinland-Pfalz. Forstarchiv 79(4): 143-151.

Zehfuss, H. D.; Ostrow, H. (2009): Bestandserhebungen zu Mykorrhizapilzen, terrestrischen und lignicolen saprotrophen Pilzen im NWR/NSG Gimpelrhein Hördter Rheinaue. Mitteilungen der Pollichia 94: 39-62.

Stand: 16.03.2016