Steckbrief zum FFH-Gebiet
6616-301 - Speyerer Wald und Haßlocher Wald und Schifferstädter Wiesen Karte
Größe[ha]:
3.218
Landkreise und kreisfreie Städte:
Bad Dürkheim, Neustadt an der Weinstraße, Rhein-Pfalz-Kreis, Speyer
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Böhl-Iggelheim, Dudenhofen, Haßloch, Schifferstadt
Gebietsbeschreibung:
Auf dem Schwemmfächer des Speyerbachs liegt ein großes zusammenhängendes Waldgebiet aus teils lückigen Kiefernforsten und Laubwäldern, die vor allem im Osten des Gebietes mit den Sandrasen der Speyerer Düne verzahnt sind. Zahlreiche naturnahe Waldbestände und Altholzbestände sind im Westen des Gebietes anzutreffen. Schwarzspecht, Ziegenmelker und Grauspecht sowie mehrere Fledermausarten sind regelmäßige Bewohner der lückigen Waldbereiche.
Die Speyerer Düne gehört zu den charakteristischen Binnendünen der Oberrheinniederung. Sie berherbergen eine Vielzahl spezifischer Sandrasenfluren, wie zum Beispiel die Silbergrasflur. Diese Sandrasen werden von zahlreichen hochgradig spezialisierten Tier- und Pflanzenarten bewohnt. So ist hier noch die Kreiselwespe (Bembix rostrata) anzutreffen, die in Rheinland-Pfalz nur sehr wenige weitere Vorkommen hat. Auch die Dünen-Ameisenjungfer (Myrmeleon bore), besser bekannt als Ameisenlöwe, hat sich auf die lückigen Silbergrasfluren spezialisiert. Eine Fülle anderer seltener und gefährdeter Wespen- und Wildbienenarten sowie über 670 Schmetterlingsarten sind hier beheimatet. Auch stark gefährdete Heuschreckenarten wie die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus), der Rotleibige Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis) und die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) gehören zu den Bewohnern.
Die Niederungen des Rehbachs, des Speyerbachs und seiner zahlreichen Gräben sind Standorte unterschiedlicher Nass- und Feuchtwiesengesellschaften. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Stromtalwiesen, die heute in den Naturschutzgebieten zu finden sind. Die bis heute erhaltenen Wiesen sind von bundes- und landesweit höchster Bedeutung, da auf dem Schwemmfächer des Speyerbachs mit seinen Randbereichen und der benachbarten Rheinniederung noch eine nennenswerte Anzahl von Stromtalwiesen vorhanden ist. Diese Stromtalwiesen sind der Lebensraum landes- und bundesweit gefährdeter Pflanzenarten wie Gräben-Veilchen (Viola persicifolia), Pracht-Nelke (Dianthus superbus), Brenndolde (Cnidium dubium), Sumpf-Platterbse (Latyrus palustris) und Sumpf-Sternmiere (Stellaria palustris). Bemerkenswerte Tierarten der Bachauen sind die Säbel-Dornschrecke (Tetrix subulata), Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus montanus) und Sumpfschrecke (Stethophyma grossum). Unter den Tagfaltern sind der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) und der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) zu nennen. Abgerundet wird dieses Bild durch den Weißstorch, der hier wieder seine Nahrung sucht, und den schnarrenden Ruf des Wachtelkönigs.
Innerhalb der Waldgebiete und Niederungen des Speyerbachschwemmkegels befinden sich einzelne, zerstreut liegende Stillgewässer. Sie haben eine wichtige Lebensraumfunktion für Libellen wie das Kleine Granatauge (Erythromma viridulum), die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis), die Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles) und die Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus). Das gleiche gilt für die Amphibien Knoblauchkröte, Spring-, Moor- und Laubfrosch. Sogar der Kamm-Molch ist hier noch häufig anzutreffen.
In einigen Tümpeln auf dem Standortübungsplatz westlich von Speyer wurde der Blattfußkrebs Branchipus schaefferi festgestellt. Diese äußerst seltene Art galt bis zur ihrer Entdeckung in Deutschland als ausgestorben bzw. verschollen.
Von den weiteren zahlreichen "Kostbarkeiten" der Fauna und Flora sei hier abschließend nur noch auf Scintillatrix dives, den Großen Weiden-Prachtkäfer verwiesen. Dieser wunderbar metallisch grün schimmernde, bis zu 15 mm große Prachtkäfer lebt in alten Weidenbüschen. Er ist ein Vertreter einer Käferfamilie, die ihre größte Artenvielfalt in den Tropen entwickelt.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) |
Amphibien
Gelbbauchunke (Bombina variegata) | |
Kamm-Molch (Triturus cristatus) |
Fische und Rundmäuler
Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) |
Schmetterlinge
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) | |
Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) | |
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) |
Pflanzen
Grünes Besenmoos (Dicranum viride) | |
Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris) |
* = Prioritäre Art
Links:
Datenblatt - Legende zum DatenblattVogelschutzgebiet 6616-402 - Speyerer Wald, Nonnenwald und Bachauen zwischen Geinsheim und Hanhofen
http://de.wikipedia.org/wiki/Speyerer_Wald
Literatur:
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