Steckbrief zum FFH-Gebiet
6116-305 - Rheinniederung zwischen Gimbsheim und Oppenheim Karte
Größe[ha]:
416
Landkreise und kreisfreie Städte:
Alzey-Worms, Mainz-Bingen
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Eich, Guntersblum, Nierstein-Oppenheim
Gebietsbeschreibung:
Die ebene und waldarme Rheinniederung zwischen Gimbsheim und Oppenheim wird acker- und weinbaulich genutzt. In Flussnähe sind die landwirtschaftlichen Flächen von Grünland durchsetzt, das teilweise die typischen Arten der Stromtalwiesen aufweist. Früher war dieser Vegetationstyp mit seinen Anklängen an die Vegetation der Halbtrockenrasen auf den wechselfeuchten bis -nassen Standorten der trockeneren Rheinaue weit verbreitet. Die charakteristischen Pflanzenarten wie Pracht-Nelke (Dianthus superbus), Niedriges Veilchen (Viola pumila), Spießblättriges Helmkraut (Scutellaria hastifolia), Brenndolde (Cnidium dubium) oder Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) sind heute aber stark gefährdet und auf wenige Reliktstandorte zurückgedrängt. Die Reste der Stromtalwiesen (Pfeifengraswiesen) im Gebiet sind Bestandteil größerer Magergrünlandflächen und eng verzahnt mit Feucht- und Nasswiesen und der halbtrockenrasenartigen Vegetation des trockeneren Rheinhauptdammes.
In Flutmulden, druckwasserbeeinflussten Senken und entlang der Gräben in der Rheinebene sind Biotopkomplexe aus Schilfröhrichten, Feuchtgrünland und Gewässerbiotopen Lebensraum der typischen Tier- und Pflanzenwelt der Rheinaue. Vor allem in den ufernahen Bereichen kommen kleinflächige Auwaldbestände hinzu.
An reichstrukturierten Fließgewässern mit Röhrichten und Weiden lebt die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo). Die stehenden (temporären) Gewässer sind von existentieller Bedeutung für die Populationen der landesweit bestandsbedrohten Knoblauchkröte, die nur noch an wenigen Stellen der Rheinaue vorkommt. Herausragend ist vor allem ihr Vorkommen im Naturschutzgebiet Fischsee.
Neben Kamm-Molch, Laub- und Moorfrosch sind die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) und die landesweit vom Aussterben bedrohte und nur am Oberrhein verbreitete Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus) im Gebiet vertreten. Sie sind Bewohner von Nass- und Feuchtwiesen mit differenzierter vertikaler Strukturierung.
In den Schilfröhrichten insbesondere der Naturschutzgebiete Fischsee, Große Viehweide und Michelröder brüten regelmäßig viele Röhrichtbewohner unter den Vogelarten wie Rohrweihe, Schilfrohrsänger und Blaukehlchen. Die innerhalb der europäischen Vogelzugstraßen liegenden Rheinuferbereiche sind wichtige Nahrungs- und Rastplätze für Zugvögel. Das FFH-Gebiet ist auch als Vogelschutzgebiet nach der EU-Vogelschutzrichtlinie (6116-402 Schilfgebiete zwischen Gimbsheim und Oppenheim inklusive Fischsee) gemeldet.
Kennzeichnend für die grenzlinienreichen, halboffenen Flussauenbiotopkomplexe ist die Beutelmeise, die östlich und südlich von Dienheim einen Verbreitungsschwerpunkt hat.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Amphibien
Kamm-Molch (Triturus cristatus) |
Schmetterlinge
Haarstrangwurzeleule (Gortyna borelii) |
Weichtiere
Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) | |
Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) |
* = Prioritäre Art
Links:
Datenblatt - Legende zum DatenblattVogelschutzgebiet 6116-402 - Schilfgebiete zwischen Gimbsheim und Oppenheim inklusive Fischsee
Literatur:
Bitz, A.; Fischer, K.; Simon, L.; Thiele, R.; Veith, M. (1996): Die Amphibien und Reptilien in Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beih. 18/19. 864 pp.
LfUG; FÖA (1999): Planung vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Mainz-Bingen/Stadt Mainz. Ministerium für Umwelt und Forsten, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 322 pp., Anhänge, Karten.
Liepelt, S.; Suck, R. (1989): Die Stromtalwiesen und ihre charakteristischen Arten in Rheinland-Pfalz - ein Schutz- und Pflegekonzept. Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 12: 77-175.
Ludewig, H.-H. (1996): Die Laufkäferfauna (Coleoptera: Carabidae) der Auengebiete bei Guntersblum am Rhein.