Steckbrief zum FFH-Gebiet
6015-302 - Ober-Olmer Wald Karte
Größe[ha]:
351
Landkreise und kreisfreie Städte:
Mainz, Mainz-Bingen
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Nieder-Olm
Gebietsbeschreibung:
Das Rheinhessische Tafel- und Hügelland ist landwirtschaftlich geprägt. Der Ober-Olmer Wald, zwischen Mainz-Finthen, Wackernheim und Ober-Olm gelegen, ist nach dem Lennebergwald das zweitgrößte Waldgebiet und eines der wenigen Waldflächen in Rheinhessen überhaupt.
Der ursprünglich als Eichenschälwald in Nieder- und Mittelwaldwirtschaft genutzte naturnahe und vielfältige Eichen-Hainbuchen- und Buchenwald besteht heute aus Mittelwäldern und ungleichaltrigen Hochwäldern. In der sonst waldarmen Landschaft des nordöstlichen Rheinhessen ist er ein Refugium für zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Für den Schwarzmilan beispielsweise ist er als Brutgebiet von Bedeutung, da dieser in der Umgebung sonst kaum Altbäume als geeignete Horststandorte findet. Weitere typische Vogelarten sind Grünspecht und Waldschnepfe.
Bis 1993 war der Ober-Olmer Wald amerikanisches Militärgelände. Das Laubwaldgebiet ist durchsetzt von strukturreichen Freiflächen, vor allem im Bereich der ehemaligen Militäranlagen. Die Magerrasen des Ober-Olmer Waldes, insbesondere die Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden zählen zu den bedeutendsten in Rheinhessen. Das vielfältige Biotopmosaik aus lichten Wäldern, Borstgrasrasen, Heidebiotopen, Halbtrocken- und Trockenrasengesellschaften einschließlich verschiedener Übergangsstadien begünstigt zusammen mit den nördlich angrenzenden Mager- und Trockenbiotopen das Vorkommen einer ausgesprochen artenreichen und anspruchsvollen Fauna und Flora des Offen- und Halboffenlandes. Auf den offenen Flächen wurden zum Beispiel allein 110 Laufkäferarten festgestellt, darunter 32 Arten der Roten Listen. Aktuell sind 289 Arten der Schmetterlinge nachgewiesen (siehe Links) mit stark gefährdeten und seltenen Vertretern wie Magerrasen-Perlmutterfalter (Boloria dia), Westlicher Quendel-Bläuling (Pseudophilotes baton) oder Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis). 34 Farn- und Blütenpflanzenarten der Roten Listen sind hier beheimatet. Zu den floristischen Kostbarkeiten gehören unter anderem die in Rheinland-Pfalz stark gefährdeten Orchideen Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und Pyramiden-Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) der Kalk-Halbtrockenrasen und die Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria), die bundesweit vom Aussterben bedroht ist.
Der Ober-Olmer Wald ist ferner Lebensraum der Bechsteinfledermaus. Verbliebene Bunker sind Quartiere auch anderer Fledermausarten.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) |
Käfer
Hirschkäfer (Lucanus cervus) |
* = Prioritäre Art
Links:
Datenblatt - Legende zum Datenblattwww.wald-rlp.de/index.php?id=4378
www.wald-rlp.de/index.php?id=4368
Literatur:
Dechent, H.-J. (1996): Zur Pflanzenwelt des Ober-Olmer Waldes. Mitt. Rhein. Naturforsch. Ges. 17: 27-39.
Dümas, J. (1999): Vegetation und Schmetterlingsfauna im Ober-Olmer Wald (Rheinhessen). Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 37: 155-199.
Günther, H. (2003): Die Wanzenfauna (Insecta: Heteroptera) des Ober-Olmer Waldes bei Mainz. Ergebnisse einer Begleituntersuchung zum ökologischen Modellprojekt Konversion Ober-Olmer Wald. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 10(1): 99-123.
LfUG; FÖA (1999): Planung vernetzter Biotopsysteme: Bereich Landkreis Mainz-Bingen und Kreisfreie Stadt Mainz. Ministerium für Umwelt und Forsten, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 322 pp., Anhänge, Karten.
Ludewig, H.-H. (2006): Die Laufkäferfauna (Coleoptera: Carabidae) des Ober-Olmer Waldes. Ergebnisse der Begleituntersuchungen zu einem Ökologischen Konversionsprojekt. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 44: 151-165.