Steckbrief zum FFH-Gebiet
5413-301 - Westerwälder Kuppenland Karte
Größe[ha]:
3.187
Landkreise und kreisfreie Städte:
Westerwaldkreis
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Montabaur, Selters (Westerwald), Wallmerod, Westerburg, Wirges
Gebietsbeschreibung:
Der Obere Westerwald, der südlich an den Hohen Westerwald anschließt, ist ein bergig-hügeliges, inselartig bewaldetes Hochland, das nach Südwesten bis Osten von ungefähr 500 auf 350 Meter über NN abfällt. Das Oberwesterwälder Kuppenland verdankt seinen Namen den Basaltdecken, –kuppen und –rücken, von denen das devonische Grundgebirge durch den Vulkanismus im Tertiär überzogen und durchbrochen wurde und die heute das Landschaftsbild prägen. Der Übergang vom Hohen Westerwald zum Oberwesterwälder Kuppenland ist gekennzeichnet durch einen stufenartigen Abfall von etwa 30 Meter.
Das FFH-Gebiet Westerwälder Kuppenland besteht aus Landschaftsausschnitten, die für diesen Raum typisch sind.
Die dominierende Vegetation der naturnahen Waldbereiche ist der Hainsimsen-Buchenwald sowie auf Basaltkuppen der Waldmeister-Buchenwald. Die Vorkommen von Mittel- und Grauspecht in den Wäldern des Gebietes belegen die Lebensraumqualität der heute seltenen lichten, alten Wälder. Größere bedeutende Waldkomplexe existieren nördlich der Orte Siershahn und Moschheim. Altholzreiche Wälder beherbergen Fledermausvorkommen. Im Naturschutzgebiet Malberg bei Moschheim, einem bewaldeten Vulkankegel mit aufgelassenem Steinbruch, ist neben Mittel-, Grau- und Grünspecht auch der Schwarzspecht anzutreffen.
Von besonderer Bedeutung sind die extensiven Offenlandbiotope aus Nass- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieden, Röhrichten und Großseggenrieden, mageren Wiesen und Weiden, Halbtrockenrasen, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden wegen ihres Strukturreichtums und ihres bemerkenswerten Artenreichtums charakteristischer Tier- und Pflanzenarten des Westerwaldes, die teilweise sehr hohe Populationsdichten erreichen. Hierzu zählen Wiesenpieper, Braunkehlchen, Bekassine, Kiebitz, Wasserralle und Raubwürger. Die Wiesenbiotopkomplexe beherbergen außerdem bedeutende Schmetterlingsvorkommen. Hervorzuheben sind vor allem Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius), die im Raum Meudt die höchste Populationsdichte erreichen und damit ein Kernvorkommen im Westerwald bilden, das auch in Rheinland-Pfalz einzigartig ist.
Ein herausragendes Gebiet wegen der großen Populationen wiesen- und röhrichtbewohnender Vogelarten und der Tagfalterarten Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist das Naturschutzgebiet Eisenbachwiesen bei Meudt. Es umfasst ausgedehnte Feuchtwiesen in der Aue des Eisenbaches und des von Meudt her zufließenden Mühlgrabens, ein Mosaik von Röhrichten, Groß- und Kleinseggenrieden und Hochstaudenfluren, zwei größere Waldkomplexe sowie einige ackerbaulich genutzte Gewanne. Bis etwa 1955 wurden die Offenlandbereiche des Naturschutzgebietes fast ausschließlich als Grünland bewirtschaftet. Nur wenige anmoorige und niedermoorige Bereiche blieben auch in der Vergangenheit ungenutzt oder wurden nur in Trockenjahren bearbeitet. Die Talböden waren früher von einem dichten Grabennetz durchzogen, welches die Wiesen entwässerte. Mit fortschreitender Aufgabe der Landbewirtschaftung verfielen die Stauwehre und die Gräben verschlämmten. Dadurch vernässte das Gebiet wieder und Riedgrasbestände konnten sich ausbreiten.
Die Aue des Elbbaches nördlich der Eisenbachwiesen ermöglicht als Vernetzungsachse die Anbindung der bedeutenden Offenlandbiotope im Raum Meudt mit den nördlich gelegenen Biotopen im Raum Langenhahn. Die Fließgewässern im Gebiet sind Lebensraum von Wasseramsel, Prachtlibellen, Groppe und Bachneunauge, also von Arten, die auf Strukturreichtum und saubere Gewässer hinweisen. Die Abgrabungsflächen mit ihren Tümpeln sind Lebensraum von Flussregenpfeifer und Teichralle. Von besonderer Bedeutung sind die Amphibienvorkommen im Tonabbaugebiet. Neben den Anhang II-Arten Kammmolch und Gelbbauchunke weist der Laubfrosch hier eine der größten Populationen in Rheinland-Pfalz auf.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) | |
Großes Mausohr (Myotis myotis) |
Amphibien
Gelbbauchunke (Bombina variegata) | |
Kamm-Molch (Triturus cristatus) |
Fische und Rundmäuler
Bachneunauge (Lampetra planeri) | |
Groppe (Cottus gobio) |
Schmetterlinge
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) | |
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) | |
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) |
* = Prioritäre Art
Literatur:
Fischer, K.; Kunz, M. (1994): Grünland-Leitarten des Westerwaldes: Verbreitung, Lebensraumansprüche, Gefährdung, Schutz. Im Auftrag des Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim. 205 pp., Anhang.
Gruschwitz, M. (Bearb.) (1989): Pflege- und Entwicklungsplanung für Tongruben auf der Basis ökologischer Standortbewertungen, modellhaft dargestellt an Beispielen aus dem Raum Montabaur/Westerwald. Beiträge Landespflege Rheinl.-Pfalz 12: 185-304.
Jungbluth, J. H.; Fischer, E.; Kunz, M.; Lenz, L.; Gruschwitz, M.; Scharf, B. W.; Stüber, R. (1989): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz IV. Die Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Mainzer naturwiss. Archiv, Beih. 11. 414 pp.
LfUG; FÖA (1993): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Westerwald. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg). 214 pp., Anhänge, Karten.
Roth, H. J. (1973): Die Westerwälder Seenplatte. Rheinische Landschaften. 2/3. 31 pp.
Roth, H.J.; Eberth, H.A.; Kremer, B.P. (Hrsg.) (1997): Kulturlandschaft Westerwald. Perspektiven einer ökologischen Regionalentwicklung Pollichia-Buch 35. 132 pp.
Sabel, K.-J.; Fischer, E. (1987): Boden- und vegetationsgeographische Untersuchungen im Westerwald. Frankfurter geowiss. Arb. Serie D 7. 268 pp.