6011-301 - Soonwald | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

5.732

Landkreise und kreisfreie Städte:

Bad Kreuznach, Birkenfeld, Rhein-Hunsrück-Kreis

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Bad Sobernheim, Kirn-Land, Rheinböllen, Rüdesheim, Simmern (Hunsrück)

Gebietsbeschreibung:

Das Gebiet ist Teil des unterdevonischen Quarzitrückens des Großen Soon im Hunsrück mit Höhen um 500 Meter über NN. Die höchste Erhebung ist der Ellerspring mit 657 Metern. Das großflächige und nahezu unbesiedelte Waldgebiet zeichnet sich aus durch eine hohe Vielfalt unterschiedlicher Waldtypen, Offenlandbiotope und Stillgewässer.

Urkundlich wird der Soonwald als "silva sana" erstmals im Jahr 868 nach Christus erwähnt. Der Name bedeutet "gesunder Wald", ist aber möglicherweise auch vom althochdeutschen Wort "sone" abgeleitet, was Schweineherde bedeutet. Noch heute sind an einigen Stellen die alten Nutzungsformen der Waldweide gut zu erkennen oder doch zumindest zu erahnen. Im Naturschutzgebiet "Im Eschen" findet man ein letztes lichtes parkähnliches Waldstück, in dem viele Eichen die typische Wuchsform von Solitärbäumen haben. Solche Waldbilder entstehen durch Waldweide mit Schweinen, Pferden, Rindern, Schafen oder Ziegen. Man nimmt an, dass bis ins 19. Jahrhundert hinein jährlich im und vom Soonwald etwa 2000 Schweine gelebt haben, in Eichelmastjahren noch mehr. Diese lichten Weidewälder sind es, die im Mosaik mit Buchen- und Eichen-Altholzinseln, Bruch- und Sumpfwäldern der Quellmulden und vielfältig aufgebauten Grünlandbiotopen die besondere Bedeutung des Gebietes ausmachen. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind auf solche Strukturen als Lebensraum spezialisiert. In den lichten Wäldern kommt beispielsweise noch vereinzelt der landesweit vom Aussterben bedrohte Weiße Waldportier (Brintesia circe) vor, eine Schmetterlingsart mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt. Auch beherbergt der Soonwald eine der wenigen Baumbrüter-Populationen des Mauerseglers, einer Vogelart, die schon lange die dicht bebauten Städte für sich entdeckt hat. Im Soonwald nutzt sie ihren Ursprungslebensraum.

Das Verteilungsmuster der Wiesen inmitten des Soonwaldes geht auf Rodungen zurück, die meist im unmittelbaren Umfeld von Erz- oder Glashütten durchgeführt wurden. Man geht davon aus, dass seit etwa dem 17. Jahrhundert Wiesen von etwa 100 ha Flächengröße im Soonwald entstanden, die später im Zuge der Holzkohle- und Pottaschegewinnung flächenmäßig deutlich erweitert wurden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann man, diese Wiesen mit Fichten aufzuforsten. Ein Teil der Wiesen blieb jedoch wegen der Rotwildjagd erhalten.

Heute sind die Wiesen überwiegend bewirtschaftete Glatthaferwiesen, in die kleinere Borstgrasrasen oder Braunseggen-Riede eingebettet sind. Auffallend sind die Blühaspekte der mageren Flachland-Mähwiesen mit Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acris) und Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) im zeitigen Frühjahr. Größere Flächenanteile nehmen Kohldistelwiesen ein, in denen im Juni der Wiesenknöterich die Wiesen rosa erscheinen lässt. Auch Pfeifengraswiesen und Binsenwiesen mit Spitzblütiger Binse bilden große Bestände.

Im Frühsommer fallen vor allem die bunten submontanen Magerwiesen (Glatthaferwiesen - Arrhenatheretum) auf mit Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Margerite (Leucanthemum vulgare), Schwarzer Teufelskralle (Phyteuma nigrum), Kleinem Klappertopf (Rhinanthus minor) und Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata).

Zu den Besonderheiten der Borstgrasrasen im Soonwald zählen die Hohlzunge (Coeloglossum viride), eine seltene Orchideenart, oder die Arnika (Arnica montana) mit ihren dottergelben Blüten. Unter günstigen Bedingungen bildet das Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) rosablühende Teppiche aus. Größere Bestände bilden die Borstgrasrasen in den Naturschutzgebieten "Im Eschen" und "Landwiesen" am Lametbach.

Die Waldwiesen sind Lebensraum vieler Tagfalterarten, beispielsweise von Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa), Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe), Silberfleck-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne) und Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia). Im Bereich der "Landwiesen" am Lametbach kommt außerdem der im Hunsrück seltene Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) vor.

Die Quellbäche im Soonwald sind weitgehend unbelastet. Von besonderer Bedeutung sind aber die Teiche und Tümpel, die sich wegen des sauren Milieus zu "Moorgewässern" mit flutenden Torfmoospolstern entwickelt haben. Sie sind nicht nur Lebensraum der Gelbbauchunke, sondern auch einer typischen "Moorlibellengemeinschaft" mit Kleiner Moosjungfer (Leucorrhinia dubia), Nordischer Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda), Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) und der an sauren Teichen im Hunsrück noch weiter verbreiteten Schwarzen Heidelibelle (Sympetrum danae).

Lebensraumtypen (Anhang I):

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
* 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas
8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo albi-Veronicion dillenii)
9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
* 9180 Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
* 91D0 Moorwälder
* 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno padion, Alnion incanae, Salicion albae)

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Säugetiere

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Amphibien

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Käfer

Hirschkäfer (Lucanus cervus)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Bauer, E. (1962): Der Soonwald im Hunsrück. Forstgeschichte eines deutschen Waldgebietes. Schriftenreihe zur Trierischen Landesgeschichte und Volkskunde 11. 250 pp.

Bernert, U. (1985): Zur Vegetation des mittleren Hunsrücks. Mainzer Naturw. Archiv 23: 21-48.

Eislöffel, F. (1989): Verbreitung und Vorkommen der Libellen (Insecta: Odonata) im Regierungsbezirk Koblenz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 5(2): 305-561.

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Günther, E.; Hellmann, M.; Nicolai, B.; Zahner, V. (2000): Deutschlands baumbrütende Mauersegler (Apus apus) und ihr Waldbild. Journal für Ornithologie 141: 227-228.

Höregott, H. (1990): Pteridophyten im Soonwald/Hunsrück: Bärlappgewächse. Pfälzer Heimat 41(3): 130-131.

Höregott, H. (1991): Echte Farne (Pteridophyta, Pteropsida) im Soonwald/Hunsrück. Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz 14: 295-305.

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LfUG; FÖA (1998): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Bad Kreuznach. Ministerium für Umwelt und Forsten, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 331 pp., Anhänge, Karten.

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Schlotmann, F. (2011): Die Entwicklung der Libellenfauna (Insecta: Odonata) des Soonwaldes (Rheinland-Pfalz) im Lauf von drei Jahrzehnten - eine Analyse ökologischer Faktoren. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 12(1): 241-270.

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Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (2012): Der Soonwald. Schutz für unseren Schatz; Dokumentation zur Soonwaldkonferenz am 2. Juli 2010. Initiative Soonwald, Winterbach (Hrsg.). 89 pp.

Weitzel, M. (1988): Studien zur Libellenfauna der Lametbachteiche im Soonwald. Dendrocopos 15: 145-149.

Stand: 19.02.2016