Steckbrief zum FFH-Gebiet
5212-302 - Sieg Karte
Größe[ha]:
1.042
Landkreise und kreisfreie Städte:
Altenkirchen
Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:
Betzdorf, Gebhardshain, Hamm (Sieg), Herdorf, Kirchen (Sieg), Wissen
Gebietsbeschreibung:
Die Sieg ist ein 146 km langer, stark gewundener Mittelgebirgsfluss, der im Rothaargebirge entspringt und bei Niederkassel in den Rhein mündet. Zusammen mit ihren Nebenbächen hat die Sieg die Landschaft des Mittelsieg-Berglandes geprägt. Zwischen dem Bergischen Land im Norden und dem Westerwald im Süden hat sie sich bis zu 300 Meter tief in die devonischen Tonschiefer und Grauwacken eingeschnitten und das Bergland stark in schmale Rücken und Riedel zertalt. Die zahlreichen Flusswindungen der Sieg sind von steilen Prallhängen gesäumt, denen sanfte, lössbedeckte Gleithänge gegenüberliegen. An den Gleithängen lassen sich drei Terrassenniveaus unterscheiden. Im Bereich der untersten Terrasse münden die Seitenbäche in kurzen Schwemmfächern in die Sieg.
Auf den Steilhängen stocken vor allem Eichen-Hainbuchenwälder, die örtlich in Haubergswirtschaft genutzt werden. Die Niederwälder an Selbach und Elbbach sind Lebensraum des Haselhuhns, einer Art des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie. Altholzreiche Laubwälder sind Lebensraum des Hirschkäfers und Jagdhabitate für Fledermäuse. Auf den Silikatfelsen der Hänge finden sich für diesen Raum charakteristische Moosgesellschaften und Felsspaltenvegetation.
Die dicht besiedelten Terrassenflächen werden überwiegend grünlandwirtschaftlich genutzt. Auf den örtlich ausgebildeten Nass- und Feuchtwiesen kommen Braunkehlchen und Wiesenpieper vor, die zu den Charakterarten der Siegniederung zählen und ebenfalls Arten der Vogelschutzrichtlinie sind. Reste von Moorwiesen finden sich im NSG "Moorwiese bei Voßwinkel". Zu den auentypischen Lebensräumen zählen ferner Flussufer-Hochstaudenfluren, Auwald-Bestände und Stillgewässer.
Neben einer repräsentativen Auswahl von Lebensräumen der Auen und Talhänge ist der Fluss selbst zu nennen. Das Gewässersystem der Sieg zeichnet sich aus durch saubere, naturnahe und reich strukturierte Fließgewässerlebensräume mit Unterwasservegetation für seltene und gefährdete Fischarten wie Groppe, Bach- und Flussneunauge und den Lachs, der durch das Programm Lachs 2000 hier wieder heimisch geworden ist. Die Vorkommen von Wasseramsel, Gebänderter Prachtlibelle (Calopteryx splendens), Blauflügeliger Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und Zweigestreifter Quelljungfer (Cordulegaster boltonii), insbesondere an den Seitenbächen, unterstreichen den Strukturreichtum des Gebietes.
Vor allem um die Orte Wissen und Betzdorf sind die durch Abbau von Erzvorkommen entstandenen Höhlen und Stollen von zentraler Bedeutung als Winterquartiere für Fledermäuse wie auch die Ortslage von Niederhövels als Lebensraum für das Große Mausohr.
Lebensraumtypen (Anhang I):
* = Prioritärer Lebensraumtyp
Arten (Anhang II):
Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) | |
Großes Mausohr (Myotis myotis) |
Fische und Rundmäuler
Bachneunauge (Lampetra planeri) | |
Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) | |
Groppe (Cottus gobio) | |
Lachs (Salmo salar) |
Käfer
Hirschkäfer (Lucanus cervus) |
Schmetterlinge
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) |
* = Prioritäre Art
Links:
Datenblatt - Legende zum Datenblattwww.naturschutz-fachinformationssysteme-nrw.de/natura2000
www.gfg-fortbildung.de/web/images/stories/gfg_pdfs_ver/R_P/SiegNister/11_siegII_v3_weih.pdf
Literatur:
Jungbluth, J. H.; Fischer, E.; Kunz, M.; Lenz, I.; Gruschwitz, M.; Scharf, B. W.; Stüber, R. (1989): Die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz IV. die Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Mainzer naturwiss. Archiv Beih. 11. 414 pp., Abb. und Tafeln.
Klein, M.; Kremer, B. P. (2010): Die Sieg - Tallandschaft zwischen Rothaargebirge und Niederrheinischer Bucht. Rheinische Landschaften 58. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln (Hrsg.). 30pp.
LfUG; FÖA (1991): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Altenkirchen. Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 192 pp., Anhänge, Karten.
Matzke-Hajek, G. (2010): Hoch lebe der Niederwald! - Historische Haubergswirtschaft im Siegerland. Die NRW-Stiftung, Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, H. 1: 14-16.