6014-302 - Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Steckbrief zum FFH-Gebiet

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Größe[ha]:

1.304

Landkreise und kreisfreie Städte:

Mainz, Mainz-Bingen

Verbandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden:

Budenheim, Heidesheim am Rhein, Ingelheim am Rhein

Gebietsbeschreibung:

Das Gebiet umfasst die Binnendünen und Flugsandfelder zwischen Mainz und Ingelheim mit den Naturschutzgebieten "Mainzer Sand", "Lennebergwald", "Höllenberg", "Am Rothen Sand" und "Sandgrube am Weilersberg". Im Pleistozän wurden in diesem Raum großflächig kalkhaltige Flugsande abgelagert. Aufgrund der trocken-warmen Klimalage kommen hier Lebensgemeinschaften vor, die ihr Hauptverbreitungsgebiet in den osteuropäischen und asiatischen Steppengebieten besitzen. Das hiesige isolierte Vorkommen wird als Reliktvorkommen der postglazialen Warmzeit verstanden. Besonders charakteristisch sind die Vorkommen von Kopflauch-Federgras-Steppenrasen, von Adonisröschen-Fiederzwenkenrasen, Silberscharten-Blauschillergrasrasen und Silbergrasfluren auf überwiegend festliegenden, zum Teil aber auch noch bewegten Dünen.

Die Steppen- und Sandrasen des Gebietes sind von herausragender, auch internationaler Bedeutung. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten der kontinentalen und mediterranen Regionen befinden sich hier an der West- bzw. Nordgrenze ihrer Verbreitung. Besonders erwähnenswert sind die Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides), der Gelbe Zahntrost (Odontites luteus) und die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguierana) sowie das bundesweit einzige Vorkommen der Sand-Lotwurz (Onosma arenaria). Aus faunistischer Sicht sind die zahlreichen seltenen Arten und Relikte der Steppen und des Mediterranraumes aus den Artengruppen der Stechimmen, der Wanzen, der Heuschrecken, der Sandlaufkäfer, der Ameisenlöwen und der Schnecken von Bedeutung. Auch mehrere Spechtarten sowie Wiedehopf und Heidelerche kommen im Gebiet vor.

Die Sandrasen stehen häufig im Kontakt mit Kiefern- und Eichen-Kiefern-Dünenwäldern und ihren Säumen. Die Randbereiche der lichten Wälder werden vom Neuntöter besiedelt. Im Lennebergwald, dem einzigen großen und zusammenhängenden Waldgebiet im nordöstlichen Rheinhessen, leben Schwarzspecht, Grauspecht, Ziegenmelker und Heidelerche.

Lebensraumtypen (Anhang I):

2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis
* 6120 Trockene, kalkreiche Sandrasen
* 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
* 6240 Subpannonische Steppen-Trockenrasen
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
91U0 Kiefernwälder der sarmatischen Steppe

* = Prioritärer Lebensraumtyp

Arten (Anhang II):

Schmetterlinge

* Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)

Pflanzen

* Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides)

* = Prioritäre Art

Bewirtschaftungsplanung:

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Literatur:

Bitz, A. (1985): Zur Situation des Naturschutzes im Lennebergwald bei Mainz. Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz 4(1): 1-26. 

Diefenbach, D. et al. (1990): Beiträge zur Fauna und Flora des Lennebergwaldes. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 5(4): 977-1066.

Entemann, E.; Scheer, M.; Dechent, H.-J. (2015): Symposium "Biodiversität in Mainz am Beispiel der Sandgebiete". Mitteilungen der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft 36: 20-22.

Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Reinland-Pfalz (Hrsg.) (1990): Beiträge zur Flora und Fauna des Lennebergwaldes. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 5(4): 783-1074.

Jungbluth, J. H. (1987): Der Mainzer Sand. Beiträge zur Monographie des Naturschutzgebietes Mainzer Sand und seiner näherer Umgebung. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 25. 604 pp.

Korneck, D. (1987): Pflanzengesellschaften des Mainzer-Sand-Gebiets. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 25: 135-200. 

Korneck, D.; Pretscher, P. (1984): Pflanzengesellschaften des Naturschutzgebietes "Mainzer Sand" und Probleme ihrer Erhaltung. Natur und Landschaft 59(7/8): 307-31.

LfUG; FÖA (1999): Planung vernetzter Biotopsysteme: Bereich Landkreis Mainz-Bingen und Kreisfreie Stadt Mainz. Ministerium für Umwelt und Forsten, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.) 322 pp., Anhänge, Karten.

Licht, W.; Klos, S. (Hrsg.) (1991): Das Ökosystem Lennebergwald bei Mainz. Pollichia-Buch 23. 774 pp. 

Licht, U.; Winkler, J.; Merz, T.; Bär, K. (1996): Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet "Mainzer Sand Teil I und II". Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim. 33 pp.

Ludewig, H.-H. (2013): Zur Gefährdung der Mainzer Sandgebiete mit der Meldung einer für Rheinhessen neuen Laufkäferart. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 50: 355-359.

Ludewig, H.-H. (2015): Aktuelle Laufkäferfunde im Mainzer Sand (Coleoptera: Carabidae). Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 52: 179-191.

Mühlinghaus, R. (1993): Pflege- und Entwicklungsplan Lennebergwald. I. A. des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim. 82 pp., Anhang. 

Nickol, M. (1990): Besuch im NSG Mainzer Sand. Pollichia-Kurier 6(3): 88-89.

Oesau, A. (2003): Untersuchungen zur Moosflora der Naturschutzgebiete Mainzer Sand I, II und des Naturschutzgebietes Lennebergwald. Limprichtia Band 22: 125-146.

Oesau, A. (2010): Moose im Naturschutzgebiet "Sandgrube am Weilersberg" bei Heidesheim in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz). Führer zu bryologischen Exkursionen 7. Archive for Bryology 72. 8 pp.

Stahmer, J.; Häfele, P.; Irmscher, K.; Kaufmann, J.; Mies, J.; Regehr, A.; Sallinger, H.; Wagner, T. (2014): Die Käferfauna des Naturschutzgebiets "Höllenberg" bei Heidesheim im Vergleich zu angrenzenden Obstkulturen. Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 51: 319-355. 

Weise, J. (2001): Kommunale Landschaftsplanung im Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim. Ein Beitrag zur Theorie des Biotopverbundes. Giessener geographische Schriften 78. 272 pp.

Weitzel, M. (2012): Verzeichnis der im Jahre 2011 im Naturschutzgebiet "Mainzer Sand" beobachteten Tagfalterarten (Lep., Rhopalocera). Melanargia 24(3): 89-92.

Stand: 21.09.2017