6510 - Flachland-Mähwiesen
Beschreibung:
Magere Flachland-Mähwiesen sind wenig gedüngte, ein- bis zweischürige artenreiche Wiesen des Flach- und Hügellandes. Sie gehören zum Verband der Glatthaferwiesen (Arrhenatherion). Je nach Standort kommen unterschiedliche geographische Variationen vor. Dazu zählen die im Frühling durch die Kuckucks-Lichtnelke rosa getönten Wiesen der Bachauen, die salbeiblauen, trockenen Glatthaferwiesen des Sommers in den kalkreichen Gebieten und in den Flussauen und auch die mit weißen, gelben und blauen Blumen durchmischten Flachland- und Berg-Glatthaferwiesen. Im Westerwald zum Beispiel prägt das Dunkelrot des Großen Wiesenknopfes im August das Bild der frischen bis feuchten Mähwiesen. Typisch für die mittel- bis flachgründigen, steinig-lehmigen, zum Teil sommertrockenen Böden der Kuppenlagen (vor allem im Saar-Nahe-Bergland) sind die artenreichen Rotschwingel-Straußgraswiesen, die von niedriger Vegetationshöhe und einem eher lückigen Wuchs sind.
Bedeutung:
Flachland-Mähwiesen gehören zu den charakteristischen Wiesentypen in Rheinland-Pfalz. Die unterschiedlichen Ausprägungen der bunten blütenreichen Wiesen bestimmen vom Frühling bis in den Sommer das Landschaftsbild der Regionen. Typische Glatthaferwiesen zeichnen sich durch ein breites Spektrum an Pflanzenarten aus, das wiederum mit dem Vorkommen vieler Tierarten, insbesondere zahlreicher Insektenarten, einhergeht. Die Glatthaferwiesen des Westerwaldes mit dem Großen Wiesenknopf zählen zu den bedeutendsten Lebensräumen der beiden Bläulingsarten Maculinea nausithous und Maculinea teleius in Europa.
Vegetation:
Arrhenatheretum elatioris (Glatthaferwiese)
Galium album-Alopecurus pratensis-Gesellschaft (Wiesenfuchsschwanz-Wiese)
Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft (Rotschwingel-Straußgras-Wiese)
Poa pratensis-Trisetum flavescens-Gesellschaft (Rispengras-Goldhafer-Wiese)
Typische Pflanzenarten:
Möhren-Glatthaferwiesen
Glatthafer (Arrhenatherum elatius)
Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis)
Wilde Möhre (Daucus carota)
Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
Kümmel-Haarstrang (Peucedanum carvifolia)
Frauenmantel-Glatthaferwiesen
Frauenmantel (Alchemilla spp.)
Kugelige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare)
Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
Wiesen-Kümmel (Carum carvi)
Goldhafer (Trisetum flavescens)
Fuchsschwanzwiesen
Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis)
Sumpf-Rispengras (Poa palustris)
Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi)
Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale)
Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)
Rotschwingel-Straußgraswiesen
Rotschwingel (Festuca rubra)
Rotes Straußgras (Agrostis capillaris)
Goldhafer (Trisetum flavescens)
Wolliges Honiggras (Holcus lanatus)
Rispengras-Goldhaferwiesen
Goldhafer (Tritsetum flavescens)
Rauhhaariger Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)
Waldstorchschnabel (Geranium sylvaticum)
Typische Tierarten:
Vögel
Feldlerche (Alauda arvensis)
Braunkehlchen (Saxicola rubetra) ->
Wiesenpieper (Anthus pratensis) ->
Schmetterlinge
Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)
Schwalbenschwanz (Papilio machaon)
Rotbraunes Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion)
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) ->
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) ->
Heuschrecken
Gemeiner Grashüpfer (Chorthippus parallelus)
Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeselii)
Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus)
Feldgrille (Gryllus campestris)
Verbreitung:
Flachland-Mähwiesen sind in Rheinland-Pfalz in allen Naturräumen zahlreich vertreten. Viele sind jedoch zum Beispiel durch Überdüngung floristisch verarmt. Typische, floristisch reiche Vorkommen dieses Lebensraumtyps sind vergleichsweise selten.
Der europaweite Verbreitungsschwerpunkt dieser Wiesen liegt in Süd(west)deutschland. Rheinland-Pfalz trägt deshalb eine besondere Verantwortung zur Sicherung der artenreichen Flachland-Mähwiesen in Europa.
Vorkommen in FFH-Gebieten:
Literatur:
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Ulmer. Stuttgart. 580 pp.
Glavac, V. (1983): Über die Rotschwingel-Rotstraußgras-Pflanzengesellschaft (Festuca rubra-Agrostis tenuis-Ges.) im Landschafts- und Naturschutzgebiet "Dönche" in Kassel. Tuexenia 3: 389-406.
Kapfer, A. (2010): Beitrag zur Geschichte des Grünlands Mitteleuropas. Darstellung im Kontext der landwirtschaftlichen Bodennutzungssysteme im Hinblick auf den Arten- und Biotopschutz. Naturschutz und Landschaftsplanung 42(5): 133-140.
Kunz, M. (2000): Zum Vorkommen der Moorbläulinge Maculinea nausithous (Bergsträsser, 1779) und Maculinea teleius (Bergsträsser, 1779) im Westerwald (Rheinland-Pfalz) (Lepidoptera: Lycaeinidae). Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 9(2): 557-582.
Naturnah GmbH (Hrsg.) (1993): Forschungsvorhaben Nr. 108 04 018 "Verbesserung des Naturschutzes auf militärischen Liegenschaften". Endbericht. Teil D: "Erfassung und Bewertung der Naturausstattung des Truppenübungsplatzes Baumholder (Modellversuch) mit Vorschlägen zur Pflege und Entwicklung. Bonn. 440pp.
Oppermann, R. (1992): Habitatpräferenzen verschiedener Vogelarten für Strukturtypen des Grünlandes. Naturschutzforum 5/6: 257-295.
Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Aufl. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. 622 pp.
Ssymank, A.; Hauke, U.; Rückriem, Ch.; Schröder, E. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege 53. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.). 560 pp.
Wahl, P. (1994): Liste der Pflanzengesellschaften von Rheinland-Pfalz mit Zuordnung zu Biotoptypen und Angaben zum Schutzstatus nach § 24 LPflG. Materialien zur Landespflege. 4. ergänzte Fassung. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. Oppenheim. 136 pp.
Weidner, A. (1992): Beziehungen zwischen Vegetation und tagaktiven Schmetterlingen im Seidenbachtal bei Blankenheim (Eifel). Naturschutzforum 5/6: 131-156.