9170 - Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum) | Lebensraumtypen in RLP

9170 - Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum)

Beschreibung:

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder sind Mischwälder mit einem hohen Eichenanteil. Baum-, Strauch- und Krautschicht sind meist sehr artenreich. Natürlicherweise besiedeln diese thermophilen Wälder wechseltrockene Standorte, oft in wärmebegünstigter Lage und auf tonig-lehmigen Böden. Der unausgeglichene Wasserhaushalt, Spätfröste und sommerliche Trockenheit hemmen hier die Konkurrenzkraft der Buche.
 
Häufig sind Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder das Ergebnis regional verbreiteter historischer Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung, die auf die Nutzung der Eichenlohe oder von Stockausschlägen als Brennholz abzielte. Da die Buche weniger zu Stockausschlägen neigt als Eiche und Hainbuche, wurden die Arten der Laubkraut-Eichen-Hainbuchenwälder auf Buchenwaldstandorten gefördert. Ohne entsprechende Nutzung werden sich diese sekundären Ersatzgesellschaften langfristig wieder zu buchenreicheren Wäldern entwickeln.

Bedeutung:

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder sind als Lebensraum wärmeliebender Arten lichter Wälder von herausragender Bedeutung. Rheinland-Pfalz verfügt über eine gute Ausstattung an primären Eichenstandorten und trägt eine besondere Verantwortung zur Sicherung des Lebensraumtyps in Europa.

Vegetation:

Galio-Carpinetum (Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchen-Wald)

Typische Pflanzenarten:

Trauben-Eiche (Quercus petraea)
Hainbuche (Carpinus betulus)
Elsbeere (Sorbus torminalis
Speierling (Sorbus domestica
Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare)
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana)
Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna
Wald-Labkraut (Galium sylvaticum
Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia
Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis
Maiglöckchen (Convallaria majalis
Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris)
Immenblatt (Melittis melissophyllum
Berg-Segge (Carex montana
Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla)
Buntes Perlgras (Melica picta)

Bild 1

Immenblatt 

Bild 2

Maiglöckchen 

Bild 3

Pfirsischblättrige Glockenblume 

Bild 4

Wiesen-Schlüsselblume 

Typische Tierarten:

Vögel
Mittelspecht (Dedrocopos medius) ->
Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilartrix)
Trauerschnäpper (Fidecula hypoleuca)
Kleiber (Sitta europaea)
Haselhuhn (Bonasa bonasia) ->

Schmetterlinge
Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia)
Silberfleck-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne)
Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina)
Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia)
Blauer Eichen-Zipfelfalter (Neozephyrus quercus)
Weißbinden-Eichenbuschspinner (Drymonia querna)

Käfer
Gesprenkelter Wimperhornbock (Exocentrus adspersus)
Heldbock (Cerambyx cerdo) ->
Hirschkäfer (Lucanus cervus) ->

Bild 1

Haselhuhn 

Bild 2

Heldbock 

Bild 3

Hirschkäfer 

Bild 4

Kleiber 

Bild 5

Kleiner Schillerfalter 

Bild 6

Mittelspecht 

Bild 7

Silberfleck-Perlmutterfalter 

Bild 8

Tauerschnäpper 

Verbreitung:

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder sind heute meist nur kleinflächig ausgebildet. Natürliche Vorkommen finden sich in Rheinland-Pfalz vor allem in den Durchbruchstälern von Mittelrhein, Untermosel, Lahn und im Saar-Nahe-Bergland, aber auch an den Talhängen weiterer Bäche, vor allem in der Eifel.

Vorkommen in FFH-Gebieten:

5113-302 - Giebelwald
5212-302 - Sieg
5212-303 - Nistertal und Kroppacher Schweiz
5314-304 - Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes
5408-302 - Ahrtal
5410-301 - Wälder zwischen Linz und Neuwied
5410-302 - Felsentäler der Wied
5413-301 - Westerwälder Kuppenland
5509-302 - Vulkankuppen am Brohlbachtal
5510-302 - Rheinhänge zwischen Unkel und Neuwied
5511-302 - Brexbach- und Saynbachtal
5605-306 - Obere Kyll und Kalkmulden der Nordeifel
5608-302 - Nitzbach mit Hangwäldern zwischen Virneburg und Nitztal
5608-303 - Wacholderheiden der Osteifel
5610-301 - Nettetal
5613-301 - Lahnhänge
5706-303 - Gerolsteiner Kalkeifel
5711-301 - Rheinhänge zwischen Lahnstein und Kaub
5714-303 - Taunuswälder bei Mudershausen
5807-302 - Eifelmaare
5809-301 - Moselhänge und Nebentäler der unteren Mosel
5906-301 - Lieser zwischen Manderscheid und Wittlich
5908-302 - Kondelwald und Nebentäler der Mosel
5909-301 - Altlayer Bachtal
5912-304 - Gebiet bei Bacharach-Steeg
6003-301 - Ourtal
6004-301 - Ferschweiler Plateau
6008-301 - Kautenbachtal
6008-302 - Tiefenbachtal
6009-301 - Ahringsbachtal
6012-301 - Binger Wald
6012-303 - Dörrebach bei Stromberg
6015-302 - Ober-Olmer Wald
6105-301 - Untere Kyll und Täler bei Kordel
6105-302 - Kyllhänge zwischen Auw und Daufenbach
6107-301 - Frohnbachtal bei Hirzlei
6108-301 - Dhronhänge
6205-301 - Sauertal und Seitentäler
6205-302 - Obere Mosel bei Oberbillig
6205-303 - Mattheiser Wald
6206-301 - Fellerbachtal
6212-302 - Moschellandsberg bei Obermoschel
6212-303 - Nahetal zwischen Simmertal und Bad Kreuznach
6305-301 - Wiltinger Wald
6306-301 - Ruwer und Seitentäler
6309-301 - Obere Nahe
6310-301 - Baumholder und Preußische Berge
6313-301 - Donnersberg
6404-305 - Kalkwälder bei Palzem
6405-303 - Serriger Bachtal und Leuk und Saar
6411-301 - Kalkbergwerke bei Bosenbach
6411-302 - Königsberg
6416-301 - Rheinniederung Ludwigshafen-Worms
6710-301 - Zweibrücker Land
6812-301 - Biosphärenreservat Pfälzerwald
6914-301 - Bienwaldschwemmfächer

Links:

n.v.

Literatur:

Ellenberg, H. (1982): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer Sicht. 3. Aufl. Ulmer. Stuttgart. 981 pp.

Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft (1991): Tagung und Exkursion der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Trier vom 19. bis 22. Juli 1991. Unveröff. Exkursionsführer. 107 pp.

Gunnemann, H.; Fartmann, T. (2001): Ökologische Charakterisierung der Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie. In: Berichtspflichten in Natura 2000-Gebieten. Angewandte Landschaftsökologie 42: 621-623.

Jentzsch, M.; Katthöver, T. (2005): Zum Management von Traubeneichen-Hainbuchenwäldern auf potenziellen Buchenstandorten am Beispiel des Naturschutzgebietes "Othaler Wald" in Sachsen-Anhalt. Natur und Landschaft 80(1): 8-15.

LfUG; FÖA (1998): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereich Landkreis Bad Kreuznach. Ministerium für Umwelt und Forsten, Mainz und Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, Oppenheim (Hrsg.). 331 pp., Anhänge, Karten.

Müller, T. (1990): Die Eichen-Hainbuchenwälder (Verband Carpion betuli Issl. 31 em. Oberd. 53) Süddeutschlands. Berichte der Reinhold Tüxen-Gesellschaft 2: 121 -181.

Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften IV. Gustav Fischer Verlag. Textband 282 pp. Tabellenband 580 pp.

Rech, A. (1994): Vegetationskundliche und standortsökologische Untersuchungen an Edellaubwäldern der Mittleren Nahe. Diplomarbeit Uni Mainz. 72pp., Anhang.

Schmitt, T. (1989): Xerothermvegetation an der Unteren Mosel. Giessener Geographische Schriften 66. 180 pp.

Ssymank, A.; Hauke, U.; Rückriem, Ch.; Schröder, E. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege 53. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.). 560 pp.

Wahl, P. (1994): Liste der Pflanzengesellschaften von Rheinland-Pfalz mit Zuordnung zu Biotoptypen und Angaben zum Schutzstatus nach § 24 LPflG. Materialien zur Landespflege. 4. ergänzte Fassung. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim (Hrsg.). 136 pp.

Weidemann, H. J. (1986): Tagfalter. Entwicklung - Lebensweise. Bd.1. Melsungen 282 pp.

Stand: 19.07.2013