4030 - Trockene Heiden | Lebensraumtypen in RLP

4030 - Trockene Heiden

Beschreibung:

Trockene Heiden sind gehölzarme Vegetationsbestände auf nährstoffarmen, sauren Böden oder Felsen. Je nach Standort unterscheidet man die Calluna-Heiden des Flachlandes von den Heiden der höheren Lagen. Heidekraut-Gewächse (Ericaceen) prägen das Landschaftsbild, da sich das Heidekraut gegenüber anderen Pflanzenarten vor allem auf trockenen Böden durchsetzt.

Großflächige Heidekraut-Heiden entstanden hauptsächlich im 19. Jahrhundert durch eine intensive Ackerbau- und Weidenutzung ohne Nährstoffzufuhr, die den Boden auslaugte und letztlich für eine nachhaltige Landbewirtschaftung unbrauchbar machte. In Rheinland-Pfalz, vor allem in Eifel und Hunsrück, entstanden früher riesige Heideflächen durch die so genannte Schiffelwirtschaft, eine ehemals verbreitete Form der Brandwirtschaft. Heute sind nur noch Restbestände  trockener Heiden vorhanden, häufig vergesellschaftet mit Sandmagerrasen, Borstgrasrasen und Wäldern.

Neben diesen kulturbedingten Heidelandschaften kommen in Rheinland-Pfalz auch natürliche trockene Heiden vor. Diese konzentrieren sich auf waldfreie, klimabegünstigte Standorte an den steilen Hängen der Durchbruchstäler von Ahr, Mosel, Mittelrhein und Nahe sowie auf die Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes.

Bedeutung:

Heiden haben einst riesige Gebiete in Rheinland-Pfalz bedeckt. Noch heute sind sie Zeugnisse einer lebendigen Kulturgeschichte und vermitteln eindrucksvolle Landschaftsbilder, die touristisch attraktiv sind. Wir kennen dies von Landschaften wie der Lüneburger Heide in Niedersachsen, aber auch von den pfälzischen, mit Heidekraut bewachsenen Felsformationen im Pfälzerwald.

Viele hoch spezialisierte und seltene und daher oft gefährdete Tier- und Pflanzenarten kommen nur in den Heiden und ihren Übergängen zu Wäldern vor. Zahlreiche Insektenarten, zum Beispiel viele Wildbienenarten, sind auf diesen Lebensraumtyp angewiesen. Selbst die im Mittelmeerraum beheimatete wärmeliebende Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist hier anzutreffen.

Vegetation:

Genisto pilosae-Callunetum (Sandginster-Heidekrautheide)
Genisto anglicae-Callunetum (Englischer Ginster-Heidekrautheide)
Genisto germanicae-Callunetum (Deutschginster-Heidekrautheide)

Typische Pflanzenarten:

Heidekraut (Calluna vulgaris)
Behaarter Ginster (Genista pilosa)
Englischer Ginster (Genista anglica
Deutscher Ginster (Genista germanica)
Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)
Borstgras (Nardus stricta)
Feld-Hainsimse (Luzula campestris)
Sand-Segge (Carex arenaria)
Silbergras (Corynephorus canescens)
Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis)
Frühblühender Thymian (Thymus praecox)

Bild 1

Borstgras 

Typische Tierarten:

Vögel
Heidelerche (Lullula arborea) ->
Ziegenmelker (caprimulgus europaeus) ->
Baumpieper (Anthus trivialis)

Reptilien
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Zauneidechse (Lacerta agilis)

Schmetterlinge
Heidekrauteulchen (Anarta myrtilli)
Rostbinde (Hipparchia semele)
Geißklee-Bläuling (Plebeius argus)
Ginster-Bläuling (Plebeius idas)
Kleiner Perlmutterfalter (Issoria lathonia)
Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas)

Käfer
Brauner Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida)
Stierkäfer (Typhaeus typhoeus)

Heuschrecken
Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus)
Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus)

Hautflügler
Heidekraut-Sandbiene (Andrena fuscipes)
Heidehummel (Bombus jonellus

Bild 1

Baumpieper 

Bild 2

Blauflügelige Ödlandschrecke 

Bild 3

Brauner Sandlaufkäfer 

Bild 4

Geißklee-Bläuling 

Bild 5

Heidelerche 

Bild 6

Kleiner Feuerfalter 

Bild 7

Schlingnatter 

Bild 8

Stierkäfer 

Bild 9

Zauneidechse 

Bild 10

Ziegenmelker 

Verbreitung:

Trockene Heiden konzentrieren sich in Rheinland-Pfalz heute überwiegend auf Schneifel und Vulkaneifel, die Ahreifel, Taunus, Hunsrück und Pfälzerwald.

Literatur:

Jirjahn, B.; Härdtle, W.; Mohamed, A. (2004): Auswirkungen von Brand und Mahd auf die Ernährungssituation von Calluna vulgaris und Deschampsia flexuosa in Heideökosystemen. NNA-Berichte 17(2): 112-115.

Korneck, D. (1974): Xerothermvegetation in Rheinland-Pfalz und Nachbargebieten. Schriftenreihe für Vegetationskunde 7. 196 pp. Anhang.

Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1996): Besonders geschützte Biotoptypen. Naturschutz bei uns. 47 pp.

Oberdorfer, E. (1978): Süddeutsche Pflanzengesellschaften II. Gustav Fischer Verlag. 355 pp.

Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Aufl. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. 622 pp.

Ssymank, A.; Hauke, U.; Rückriem, Ch.; Schröder, E. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landschaftspflege 53. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.). 560 pp.

Trautner, J.; Detzel, P. (1994): Die Sandlaufkäfer Baden-Württembergs. Verbreitung, Lebensraumansprüche, Gefährdung und Schutz. Ökologie und Naturschutz 5. 60 pp.

Wahl, P. (1994): Liste der Pflanzengesellschaften von Rheinland-Pfalz mit Zuordnung zu Biotoptypen und Angaben zum Schutzstatus nach § 24 LPflG. Materialien zur Landespflege. 4. ergänzte Fassung. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. Oppenheim. 136 pp.

Stand: 14.06.2013