Steckbrief zur Art 4056 der FFH-Richtlinie
Zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus)
Gruppe:
Weichtiere
Merkmale:
Anisus vorticulus ist eine filigrane, grauviolett gefärbte Tellerschnecke mit einem scheibenförmigen, leicht gewölbten, hornfarbenen Gehäuse. Das Gehäuse weist 5-6 Windungen auf und erreicht einen Durchmesser von 5 bis maximal 8 mm.
Lebensraum:
Die Zierliche Tellerschnecke besiedelt klare, saubere und sauerstoffreiche, meist kalkreiche stehende Gewässer und Gräben mit üppiger Wasservegetation. Sie bevorzugt Flachwasserzonen, die sich rasch erwärmen und meidet stärker beschattete Bereiche. Als lungenatmende Süßwasserschnecke treibt sie gerne an der Wasseroberfläche.
Biologie und Ökologie:
Die Zierliche Tellerschnecke ist ein Zwitter. Während der Fortpflanzungsperiode, die bis auf die Monate Januar/Februar das ganze Jahr über andauert und im Mai/Juni ihren Höhepunkt erreicht, finden sowohl Kreuz- als auch Selbstbefruchtungen statt. Meist im Juni/Juli werden bis zu 10 Eikapseln mit je 4-5 Eiern abgelegt. Die Entwicklungszeit der Eier beträgt etwa 2 Wochen. Die Tiere werden 1 Jahr alt. Zu dieser Zeit erreichen sie auch die Geschlechtsreife.
Die Nahrung besteht aus abgestorbenem organischen Material und lebenden Algen.
Verbreitung in Rheinland-Pfalz:
Anisus vorticulus ist eine mittel- und osteuropäische Art, die in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet selten ist und bundesweit nur sporadisch vorkommt. In Deutschland ist sie vom Aussterben bedroht. Schwerpunkt der Verbreitung in Rheinland-Pfalz ist der Oberrhein südlich von Germersheim.
Im Vorgriff auf die Berichtspflicht 2018 weichen die Verbreitungsangaben im Steckbrief von denen im momentan aktuellen Datenblatt ab. Derzeit sind in Rheinland-Pfalz 20 Vorkommen bekannt, die im Verbund mit den rechtsrheinischen Vorkommen von großer zoogeografischer Bedeutung sind.
Vorkommen in FFH-Gebieten:
6816-301 - Hördter Rheinaue |
6915-301 - Rheinniederung Neuburg-Wörth |
Gefährdungen:
Die größte Gefährdung der Art geht von einem Trockenfallen ihres Lebensraumes aus, sei es auf natürliche Weise, zum Beispiel durch Verlandung, oder infolge menschlicher Eingriffe wie Grundwasserabsenkungen und Drainagen, auch im Umfeld des Wohngewässers.
Grabenräumungen mit großzügiger Entfernung der Wasservegetation sowie Einträge von Pflanzenschutzmittel und anderen Giften ins Gewässer, die den Sauerstoffgehalt herabsetzen und das Gewässer eutrophieren, können Populationen vernichten.
Schutzmaßnahmen:
Wesentliche Maßnahmen zum Schutz der Zierlichen Tellerschnecke sind der Erhalt ihrer Wohngewässer in entsprechendem Zustand, das Verhindern des Trockenfallens und des Eintrags von Giftstoffen sowie eine Verbesserung der Wasserqualität. Eine extensive Bewirtschaftung im Bereich der Wohngewässer kann zum Erhalt der Populationen beitragen.
Links:
www.animalbase.uni-goettingen.de/zooweb
www.helicina.de/galerie/anisus_vorticulus.html
www.conchology.be/?t=66&family=PLANORBIDAE
www.mollusken-nrw.de/weichtier_des_jahres/weichtier20-11.htm
www.weichtiere.at/Schnecken/index.html?/Schnecken/suesswasser/planorbidae.html
Literatur:
Glöer, P.; Groh, K. (2007): A constribution to the biology and ecology of the threatened species Anisus vorticulus (Troschel, 1834) (Gastropoda: Pulmonata: Planorbidae). Mollusca 25(1): 33-40
Groh, K.; Gerber, J. (1985): Rezente und quartäre Mollusken aus dem NSG Eich-Gimbsheimer Altrhein (Rheinhessen). Mainzer naturw. Archiv 23: 119-134.
Groh, K.; Jungbluth, J. H.; Vogt, D. (1995): Vorläufige Rote Liste der bestandsgefährdeten Schnecken und Muscheln (Molluska: Gastropoda et Bivalvia) in Rheinland-Pfalz. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 13: 37-47.
Groh, K.; Richling, I. (2011): Monitoring der Zierlichen Tellerschnecke Anisus vorticulus (FFH-Anhang II & IV) in Rheinland-Pfalz im Totalzensus.Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Mainz. 32 pp., Anhang.
Kitt, M. (2013): Situationsbericht Biotopbetreuung/Vertragsnaturschutz 2013: Vorkommen der Zierlichen Tellerschnecke (Anisus vorticulus) im Landkreis Germersheim. Im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, Mainz. 14 pp.
Petersen, B.; Ellwanger, G. (Bearb.) (2006): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.3: Arten der EU-Osterweiterung. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/3. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 155-163.
Vogt, D.; Hey-Reidt, P.; Groh, K.; Jungbluth, J. H. (1995) : Die Mollusken in Rheinland-Pfalz. Statusbericht 1994. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 13. 219 pp.