6130 - Schwermetallrasen | Lebensraumtypen in RLP

6130 - Schwermetallrasen

Beschreibung:

Auf natürlich anstehendem, mit Schwermetallen (z.B. Blei, Zink, Kupfer) angereichertem Gestein oder auf älteren Abraumhalden des Erzbergbaus wächst eine lückige Rasengesellschaft. Die speziellen bodenchemischen Verhältnisse bei hohem Schwermetallgehalt werden nur von wenigen Pflanzen toleriert. Gehölze wachsen nur sehr eingeschränkt, Gräser und krautige Pflanzen zeigen häufig Zwergwuchs oder haben sogar spezielle Rassen beziehungsweise Unterarten ausgebildet, die nur hier lokal vorkommen (Endemiten). Der Anteil der Flechten und Moose am Aufbau der Vegetation ist hoch.

Bedeutung:

Schwermetallrasen sind Zeugnisse einer ehemaligen Erzbautätigkeit. Sie gehören wie die Erzbergwerke zum kulturellen und industriegeschichtlichen Erbe der Region und sind Lebensraum besonders gefährdeter, hoch spezialisierter Pflanzenarten.

Vegetation:

Einzelne kennzeichnende Pflanzenarten der Zinkveilchen-Gesellschaft (Violetum calaminariae) kommen in Rheinland-Pfalz im Bereich ehemaliger Erzabbaubereiche vor.

Typische Pflanzenarten:

Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris ssp. humilis)
Hallersche Schaumkresse (Cardaminopsis halleri)
Gebirgs-Hellerkraut (Thlaspi caerulescens)
Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella)
Badener Rispengras (Poa badensis
Haartragendes Sternlebermoos (Riccia ciliifera
Glashaar-Haarmützenmoos (Polytrichum piliferum
Krugflechte (Diploschistes scruposus)

Bild 1

Badener Rispengras 

Typische Tierarten:

Eine schwermetallrasenspezifische Fauna ist nicht bekannt. Wegen der lückigen Bodendecke gibt es Ähnlichkeiten mit der Fauna von Trockenrasenbiotopen.

Verbreitung:

Ehemals gab es auf der Halde Richelberg bei Bleialf (Landkreis Bitburg-Prüm) Schwermetallrasen. Kennzeichnende Art ist Silene vulgaris ssp. humilis. Aktuell am besten ausgeprägt ist die Zinkveilchen-Gesellschaft am Donnersberg.

Vorkommen in FFH-Gebieten:

6313-301 - Donnersberg

Literatur:

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Stand: 25.06.2013