a378 - Zippammer (Emberiza cia) | VSG-Arten in RLP

Steckbrief zur Art A378 der Vogelschutz-Richtlinie

Zippammer (Emberiza cia)

Status und Häufigkeit:

Anhang I Gefährdeter Durchzügler Rote Liste D (2015) Rote Liste RLP (2014) Erhaltungszustand
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Status RLP Bestand D Bestand RLP Bestandsentwicklung RLP
Regelmäßiger Brutvogel; verlässt das Brutgebiet im Winterhalbjahr zumeist; Durchzügler und Wintergast 320 – 550 Brutpaare 250 – 300 Brutpaare abnehmend

Kennzeichen:

Länge: 15 – 16,5 cm. Die Zippammer ist ein Vogel felsiger, gebüschreicher Berghänge. Sie ähnelt in Größe und Gestalt der Goldammer E. citrinella, sie zeigt wie diese auffallend rostbraune Färbung von Bürzel und Oberschwanzdecken; die verhältnismäßig kürzeren Flügel lassen jedoch – besonders im Flug – den Schwanz etwas länger erscheinen. Beide Geschlechter mit grauer Färbung von Kopf und Brust, kontrastiert mit dem schwarzen, zaumzeugartigen Gesichtsmuster und der intensiven rostbraunen Unterseitenfärbung. Oberseite warm braun und streifig, auf den mittleren Armdecken eine schmale weiße Binde. Jungvögel kräftig gestreift, ähnlich matt gefärbten juvenilen Goldammern, jedoch ohne deren Gelbtöne, ferner mit rostisabellfarbener hinterer Unterseite und mit deutlicher, schmaler weißer Binde auf den mittleren Armdecken. Gewöhnlich paarweise, in Familientrupps oder kleinen Verbänden an gebüschbestandenen, felsigen Berghängen; selbst im Winter kaum mit anderen Ammern vergesellschaftet. Beim Abfliegen wird das auffällige Weiß auf den äußeren Steuerfedern erkennbar. Singt auf exponierten Warten, auf einem Felsen oder einer Buschspitze. Ruft kraftlos, aber scharf „tzi“ oder „tzit“ (dünner und höher als die Zaunammer E. cirlus), kräftiger „tjüp“ und, bei Gefahr, dünn, piepsend „siieh“. Im Flug oder beim Landen ein klapperndes „sitititi“ oder mehr vibrierend „zidididi“. Der Gesang ist recht unauffällig und erinnert an eine Heckenbraunelle Prunella modularis: eine Reihe schneller, hastiger, hoher, auf- und absteigender Töne, die oft mit „zip“ eingeleitet werden.

Lebensraum:

Offene, felsige Hügel und Berghänge, oft mit Büschen und vereinzelten Bäumen, besonders extensiv bewirtschaftete Weinberge; kleine Felder und Gärten im Gebirge, ferner Lichtungen und Ränder von hochgelegenen Wäldern, gelegentlich auf Windwurfflächen und Kahlschlägen, häufiger auch Steinbrüche.

Biologie und Ökologie:

In Mitteleuropa sind Zippammern Standvögel oder Teilzieher, wobei der Anteil von Überwinterungen im Brutgebiet stark schwankt. Überwinterungsgebiete deutscher Zippammern liegen in Süd- und Südwestfrankreich, aber auch in Rheinland-Pfalz gelingen Winterbeobachtungen.

Die Zippammer besiedelt ihre Brutgebiete bereits im März. Die Brutperiode reicht von März bis in den August und umfasst in der Regel 2 Jahresbruten. Die Ankunft im Brutgebiet kann schon sehr zeitig mit Frühlingsbeginn oder gar im Spätwinter erfolgen. Allerdings streifen die Vögel bis zum Beginn der eigentlichen Brutzeit häufig – oft witterungsbedingt – beträchtlich weit umher. Die Sangesaktivität beginnt zuweilen schon an schönen Wintertagen. Das gut versteckte Nest befindet sich am Boden oder in Bodennähe in dichtem Gestrüpp, in Büschen oder in Felsspalten, Mauern und zwischen Steinblöcken. Der Legebeginn liegt frühestens in der letzten April- und ersten Maidekade. Bei den zwischen Anfang Juni und Mitte Juli festgestellten Brutbeginnen handelt es sich wohl im Wesentlichen schon um zweite Jahresbruten. Die Gelegegröße beträgt 3 – 5 Eier. Die Brutdauer liegt bei 14 Tagen, die Nestlingszeit bei 10 – 13 Tagen. Nach dem Ausfliegen bleiben die Familien in der Regel noch 2 – 3 Wochen zusammen. In dieser Zeit sind sie recht auffällig. Die Nahrung besteht aus einer Vielzahl von Sämereien und Wirbellosen, besonders Insekten. Die Nestlinge werden ausschließlich mit anima­lischer Nahrung gefüttert. Die Fluchtdistanz liegt bei 30 bis 50 m.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Brutvogel in der gemäßigten, mediterranen und Steppenzone sowie in Gebirgsregionen der Süd-Paläarktis von Nordwest-Afrika bis Südwest-Sibirien, Afghanistan, Indien und Tibet. In Mitteleuropa außerhalb der Schweiz inselartige Vorkommen in klimatischen Gunsträumen, die außerhalb des zusammenhängenden Areals liegen. Entlang des Rheins reichen diese Brutvorkommen bis Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen, wobei diese Verbreitungsgebiete die nördlichsten Vorposten in Europa darstellen. In Rheinland-Pfalz brütet die Art entlang folgender Flüsse (Weinanbaugebiete): Mosel, Nahe, Rhein, Lahn und Ahr.

Gefährdungen:

  • Lebensraumveränderungen durch Aufgabe traditioneller Nutzungsformen, z. B. der extensiven Beweidung steiler Hänge oder des Steillagenweinbaus, in der Folge Sukzession;
  • Erstaufforstung;
  • Natürliche Ursachen wie Klimaveränderungen.

Empfehlungen zum Schutz und zur Förderung der Art:

  • Schutz vor Nutzungsänderungen an bestehenden Brutplätzen;
  • Pflegemaßnahmen in bestehenden und potentiellen Brutgebieten;
  • Erhaltung extensiv genutzter Weinbergslagen mit Felsen, alten Mauern und Gebüschstreifen;
  • Erhalt und Schutz auch der Sekundärlebensräume in Steinbrüchen etc. der xerothermen Durchbruchstäler.

Literatur:

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Stand: 17.02.2016