a232 - Wiedehopf (Upupa epops) | VSG-Arten in RLP

Steckbrief zur Art A232 der Vogelschutz-Richtlinie

Wiedehopf (Upupa epops)

Status und Häufigkeit:

Anhang I Gefährdeter Durchzügler Rote Liste D (2015) Rote Liste RLP (2014) Erhaltungszustand
- x 3 2
Status RLP Bestand D Bestand RLP Bestandsentwicklung RLP
Regelmäßiger Brutvogel; verlässt das Brutgebiet im Winterhalbjahr; Durchzügler 650 – 800 Brutpaare 70 – 80 Brutpaare gleichbleibend

Kennzeichen:

Länge 26 – 28 cm (einschließlich Schnabel von 5 – 6 cm). Der lange, schlanke, gebogene Schnabel und das auffallend orangebraun-schwarz-weiße Gefieder mit aufrichtbarer Haube machen diesen mittelgroßen Vogel unverwechselbar. Die auffällige Federhaube bleibt normalerweise angelegt und verleiht dem Kopf einen hammerartigen Umriss; sie wird jedoch – beim Auffliegen oder in Erregung – vollständig gefächert. Beim Laufen über trockenem, hellgefärbtem Grund oft erstaunlich unauffällig, bis der Vogel auffliegt und das auffällige Gefiedermuster enthüllt; nach dem Landen scheint er oft vom Erdboden „verschluckt“ zu werden. Der Flug ist unstet flatternd (wie ein Riesenschmetterling) und wellenförmig (erinnert an Eichelhäher), wirkt im Streckenflug jedoch etwas kräftiger und hinterlässt aufgrund der starken schwarz-weißen Bänderung auf den sehr breiten, runden Flügeln einen unvergesslichen Eindruck. 

Die Geschlechter sind nahezu gleich: Weibchen jedoch etwas matter gefärbt mit weniger rötlicher Tönung an Kopf, Brust und Flanken und mit weißlichem Kinn (man beachte jedoch: Männchen in abgetragenem Gefieder sind sehr ähnlich den Weibchen in frischem Gefieder). Jungvögel bis auf den merklich kürzeren, weniger gebogenen Schnabel sehr ähnlich den Weibchen; sind jedoch später, wenn die Schnabellänge der Altvögel erreicht ist, an Kopf und Unterseite noch matter und eher grau gefärbt.

Der Reviergesang des Männchens ein sehr typisches, tiefes, hohles „hup-hup-hup“, ziemlich leise, aber weittragend, hört sich an wie Luft, die in eine Flasche geblasen wird. Bei Erregung auch ein raues eichelhäherartiges „schäähr...“.

Lebensraum:

Die Brutgebiete des Wiedehopfs liegen in klimatisch begünstigten und vor allem niederschlagsarmen und warmen Gebieten. Er bevorzugt hier offene Landschaften mit einem mehr oder weniger lockeren Baumbestand. Baumlose Acker- und Wiesengebiete werden nicht besiedelt, ebenso wenig dichte geschlossene Wälder. Bevorzugt in parkähnlichen Landschaften, in extensiv bewirtschafteten Weinbergen, vorzugsweise mit Stützmauern aus Naturstein, und in verwilderten, großen Gärten mit altem Baumbestand. Zur Nahrungssuche werden bevorzugt Magerrasen, kurzrasige Grünlandflächen und offene Brachen aufgesucht.

Biologie und Ökologie:

Die Nahrungssuche erfolgt überwiegend auf dem Boden, stochert mit dem langen Schnabel mit kurzen, ruckartigen, nickenden Kopfbewegungen im Boden. Er nistet in Baumhöhlen und Höhlungen in Steilufern und Mauern, heutzutage zumeist in angebrachten Nistkästen. Wiedehopfe leben zumeist einzeln oder paarweise, bilden jedoch auf dem Zug kleine Trupps. Der Wiedehopf ist Spätbrüter mit Brutbeginn ab Mitte bis Ende April und Abschluss der Brutperiode im August. Es finden 1 – 2 Jahresbruten statt, wobei Zweitbruten selten vorkommen. Der Wiedehopf ist Kurz- bis Weitstreckenzieher. Vögel der westeuropäischen Population überwintern teilweise schon im westlichen Mittelmeerraum, der Großteil aber in Afrika südlich der Sahara südwärts bis etwa 11° N. Die Reviere werden in der Regel ab Anfang April besetzt (Erstankunftsdaten variieren zwischen 20.3. bis 5.4., nur selten davor oder danach). Das Männchen sucht eine geeignete, vorhandene Bruthöhle in einem Revier von etwa 100 ha und versucht durch Gesang an strategisch günstigen Plätzen mit großer Hörweite, z. B. in oberen Hangbereichen, Wipfeln hoher Bäume, auf Hausdächern und Leitungsmasten, Weibchen anzulocken. Der Neststandort ist häufig in einer Spechthöhle, vor allem Höhlen des Grünspechts (Picus viridis). Aber auch in Fäulnishöhlen, Mauerlöchern, unter Hausdächern, in Stangenholz-Stapeln und – ausnahmsweise – Drainageröhren wird gebrütet. Die Nesthöhen variieren von 0 m (ebenerdiger Höhleneingang) bis 10 m. Legebeginn: Die Eiablage beginnt frühestens in der 22. Jahrespentade (16.-20. April). Derart frühe Bruten finden in den klimatisch begünstigten Landesteilen wie in der Oberrheinebene statt. Die Mehrzahl der Paare beginnt im Mai mit der Eiablage, die Zweitbruten beginnen in der 35. Pentade (20.-24. Juni). Die Brutdauer liegt bei 15 – 16 Tagen, die Nestlingszeit beträgt 23 bis 28 Tage. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel noch etwa eine Woche von den Altvögeln gefüttert und bleiben bis zu 4 – 5 Wochen im Familienverband. Die Nahrung besteht größtenteils aus großen Insekten oder deren Larven, die am Boden oder in Bodennähe leben. Ein Hauptbeutetier ist die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa), die in manchen Gebieten bis zu 90 % der Nahrung ausmachen kann. Mit deutlichem Abstand folgen Engerlinge und Schmetterlingsraupen. Der Anteil von Käferlarven (Schnell- und Laufkäfer) kann von 10 % bis zu 27 % betragen. Der Wiedehopf besitzt eine relativ große Fluchtdistanz von 50 bis 100 m.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

In Eurasien zieht sich das Brutareal von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Süd-Belgien ostwärts quer durch Europa und Asien bis an die Pazifikküste. Die nördliche Grenze verläuft durch die norddeutsche Tiefebene sowie den Ostseebereich bis zum Finnischen Meer. In Deutschland findet sich die Art schwerpunktmäßig in einigen östlichen Bundesländern sowie in Rheinland-Pfalz und wenige Paare in Baden-Württemberg und Hessen. In Rheinland-Pfalz konzentrieren sich die Hauptvorkommen auf die Dünen- und Sandgebiete von Mainz bis Ingelheim, den Haardtrand sowie Bienwald und Viehstrich. Im Allgemeinen häufig, aber im Norden des Verbreitungsgebiets selten. Hat in Großbritannien, Luxemburg, Holland, Dänemark, Schweden (möglicherweise wieder regelmäßiger Brutvogel), Finnland und im Libanon gebrütet.

Gefährdungen:

  • Direkte Verluste in den Brutgebieten, aber auch in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten durch Ausheben, Abschuss, Fang, Verkehrsopfer und Vergiftung;
  • Ungünstige klimatische Faktoren (Niederschläge und Temperatur) während der Brut- und Aufzuchtszeit;
  • Lebensraumentwertung, Lebensraumverlust und Lebensraumzerstörung durch: 
    • Wegfall von Brutbäumen;
    • Verlust von Nahrungshabitaten;
    • Eutrophierung und Verbrachung von kurzrasigem Grünland, Viehweiden;
    • Biozideinsatz besonders in den Wein- und Obstanbaugebieten;
    • Umwandlung vieler Feld- und Obstgärten in „gepflegte" Kleingärten;
    • Siedlungsbau; viele typische Streuobstbestände u. a. Habitate sind durch Ausdehnung von Wohn- und Industriesiedlungen sowie Freizeiteinrichtungen überbaut worden;
    • Straßenbau. Verlust von Obstbaumalleen, Asphaltierung eines Großteils der Reb- und Feldwege, erhöhtes Risiko tödlicher Verkehrsunfälle;
    • Flurbereinigungsmaßnahmen mit Zerstörung wertvoller Kleinstrukturen.

Empfehlungen zum Schutz und zur Förderung der Art:

  • Sicherung geeigneter Lebensräume, insbesondere von extensiv bewirtschafteten Streuobstgebieten sowie Wiesen- und Rebflurlandschaften;
  • Erhalt und artgerechte Bewirtschaftung der letzten Obstwiesen;
  • Verbesserung des Nistplatzangebotes u. a. durch Pflanzung potenzieller Brutbäume, ggf. auch Anbringung von Nisthilfen;
  • Erhalt und Förderung extensiv bewirtschafteter Feldgärten in den Brutgebieten;
  • Besucherlenkung in der Brutsaison.

Literatur:

Bauer, H.-G. & P. Berthold (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas – Bestand und Gefährdung. – Aula-Verlag, Wiesbaden.

Bauer, H.-G., Berthold, P., Boye, P., Knief, W., Südbeck, P. & K. Witt (2002):
Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (3. überarb. Fassung, 8.5.2002). – Berichte zum Vogelschutz 39: 13-60, Nürnberg. 

Beaman, M. & S. Madge (1998):
Handbuch der Vogelbestimmung: Europa und Westpalaearktis. – Ulmer Verlag, Stuttgart. 

Bezzel, E. (1985):
Kompendium der Vögel Mitteleuropas – Nonpasseriformes. – Aula-Verlag, Wies­baden.

Bezzel, E. (1995):
BLV-Handbuch Vögel. – BLV, München.

Bitz, A. (1992):
Avifaunistische Untersuchungen zur Bedeutung der Streuobst­wiesen in Rheinland-Pfalz. – Beiträge Landespflege Rhein­land-Pfalz 15: 593-719.

Braun, M., Kunz, A. & L. Simon (
im Druck): Rote Liste der Vögel in Rheinland-Pfalz. 

Flade, M. (1994):
Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands – Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. – IHW, Eching.

Havelka, P. (1996):
Erste Ergebnisse zur Lebensraumnutzung des Wiedehopfes. – Carolinea 54: 191-194.

Hirschfeld, H. & K. Hirschfeld (1973):
Zur Brut- und Ernährungsbiologie des Wiedehopfes, Upupa epops L., unter Berücksichtigung seiner Verhaltensweisen. Beitr. Vogelkd. 19: 81-152.

Hölzinger, J. & U. Mahler (2001): Die Vögel Baden-Württembergs, Nicht-Singvögel 3. – Ulmer Verlag, Stuttgart.

Kristin, A. (1993):
Contribution to ecology and distribution of hoopoe Upupa epops. – Tichodroma 6: 175-196.

Kunz, A. & C. Dietzen (2002):
Die Vögel in Rheinland-Pfalz – eine aktuelle Artenliste (Stand 01.12.2002). – Fauna Flora Rheinland-Pfalz, Beiheft 28: 207-221, Landau. 

Kunz, A. & L. Simon (1987): Die Vögel in Rheinland-Pfalz – Eine Übersicht. – Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz 4, 3: 353-657, Landau. 

Lehnert, J. (1987):
Situation und Schutz des Wiedehopfes Upupa epops in Rheinland-Pfalz. Festschrift der Vogelschutzwarte Frankfurt 1987: 33-41.

Peitzmeier, J. (1955):
Zur Brutbiologie des Wiedehopfes (Upupa epops L.). Ornithologische Mitteilungen 7: 141-143.

Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (2002):
Artensteckbriefe zu den Zielarten der Vogelschutzrichtlinie. – Frankfurt/M.

Stange, C. & P. Havelka (1995):
Der Wiedehopf Überleben in der Kulturlandschaft. Arbeitsblätter zum Naturschutz 20, BNL Karlsruhe/Staatliche Vogelschutzwarte.

Stand: 17.02.2016