Steckbrief zur Art A082 der Vogelschutz-Richtlinie
Kornweihe (Circus cyaneus)
Status und Häufigkeit:
Anhang I | Gefährdeter Durchzügler | Rote Liste D (2015) | Rote Liste RLP (2014) | Erhaltungszustand |
---|---|---|---|---|
x | - | 2 | 1 | |
Status RLP | Bestand D | Bestand RLP | Bestandsentwicklung RLP | |
Unregelmäßiger Brutvogel; Durchzügler | 40 – 60 Brutpaare | 0 – 1 Brutpaare | bei Schwankungen abnehmend |
Kennzeichen:
Länge 44 – 52 cm, Spannweite 105 – 125 cm. Die Kornweihe ist etwas kleiner, schlanker und langschwänziger als die Rohrweihe, aber größer und breitflügeliger als Steppen- und Wiesenweihe. Auch zeigt sie rundere Flügelspitzen als die beiden anderen kleinen Arten. Nur mit letzteren zu verwechseln (siehe Wiesenweihe). Auch sie hält im Segel- und Gleitflug die Flügel in einem flachen „V“, gleitet manchmal jedoch mit fast waagrechten Flügeln, anders als Rohr- oder Wiesenweihe. Flügelschlagfrequenz gewöhnlich höher, Gleitstrecken kürzer als bei der Rohrweihe. Das Jugendkleid ist sehr weibchenähnlich, die Gesamtfärbung ist jedoch wärmer, unterseits und auf den Unterflügeldecken mit rötlichbraunem Anflug. Die Säume der Oberflügeldecken sind breiter und heller rötlichbraun, die Armschwingen im Allgemeinen dunkler, der dunkle Halbmondfleck auf den Ohrdecken kräftiger. Die Kornweihe ist gewöhnlich schweigsam. Das Männchen ruft im Balzflug schnell, keckernd „chük-ük-ük-ük-ük-ük“, der Warnruf des Weibchens ist schrill „kekk-ekk-ekk-ekk-ekk“.
Lebensraum:
Brutvogel offener und halb offener, ausgedehnter und wenig gestörter feuchter Niederungsgebiete. Die Brutplätze in Mitteleuropa reichen von Feuchtwiesen, Röhrichten, Großseggenrieden über Heiden, Dünen bis hin zu Ackerflächen. Auch schüttere Verlandungsgesellschaften und Moore, offene Buschlandschaften bis hin zu trockenem Wiesen- und Ackerland werden genutzt.
Biologie und Ökologie:
Die Kornweihe ist ein Mittel- und Kurzstreckenzieher mit Winterquartieren von Mitteleuropa bis Nordafrika. Die Winterquartiere werden nach einem Breitfrontzug erreicht. Die letzten Überwinterer werden in der Regel Mitte April beobachtet. Das Zugmaximum liegt im Februar und März. Der Wegzug findet ab Juli, hauptsächlich jedoch erst im Oktober und November statt.
Der Legebeginn liegt frühestens Ende April, Hauptlegezeit Anfang Mai. Das Gelege umfasst (3) 4 – 6 (7) mattweiße, gelegentlich rötlich gefleckte Eier, im Mittel aus verschiedenen Untersuchungen 4,7. Die Brutdauer beträgt 29 – 31 Tage je Gelege. Die Bebrütung findet wie bei allen Weihen fast ausschließlich durch das Weibchen statt, das Männchen jagt derweil. Die Nestlingszeit ist regulär jedoch erst mit 32 – 42 Tagen abgeschlossen. Die Familie bleibt noch einige Wochen zusammen. Der Bruterfolg liegt bei 1,0 bis 2,3 Jungen je Nest. Der älteste Ringvogel wurde 16 Jahre alt.
Die Nahrung besteht in stärkerem Maße als bei der Rohr- und Wiesenweihe aus Vögeln und Kleinsäugern, bei entsprechendem Angebot dominieren vor allem Feldmäuse. Im Winter tägliche Nahrungsmenge im Mittel 10,5 Wühlmäuse.
Die Fluchtdistanz liegt bei mindestens 100 m, der Raumbedarf zur Brutzeit bei mindestens 1 km².
Verbreitung in Rheinland-Pfalz:
Die Kornweihe brütet im mittleren und nördlichen Eurasien vom Atlantik bis zum Pazifik. In Westeuropa gibt es größere Populationen in Frankreich und Nordspanien sowie in Irland und Schottland.
Die wichtigsten Brutgebiete in Deutschland liegen in Nord- und Ostdeutschland. In Rheinland-Pfalz finden seit 1989 (un)regelmäßig Bruten im Donnersbergkreis sowie an der Nahe und am Oberrhein statt.
Vorkommen in Vogelschutzgebieten:
Gefährdungen:
- Veränderung und Verlust des Lebensraumes durch Intensivierung der Landwirtschaft, Überweidung, Flurbereinigung, Entwässerungen von Grünland-Feuchtgebieten;
- Straßenbau;
- Torfabbau, Sukzession oder Bepflanzung von Mooren und anderen Offenlandgebieten (mit anfänglich z. T. positiven Auswirkungen);
- Brutverlust durch Übererschließung, Landarbeiten, frühe Mahdtermine sowie Biozideinsatz; Störungen an den Brutplätzen, Zerschneidung der Reviere durch Straßen, wirtschaftliche Nutzung und Erholungsbetrieb;
- Verlust durch Prädatoren, insbesondere am Horst (z. B. Uhu, Fuchs);
- Geringeres Nahrungsangebot, z. B. durch das Ausbleiben von Feldmausgradationen;
- Zunahme der Anzahl unbefruchteter Eier.
Empfehlungen zum Schutz und zur Förderung der Art:
- Erhaltung und Schutz der ursprünglichen Nisthabitate in Feuchtgebieten, Mooren und Streuwiesen;
- Einrichtung von Brachflächen und Randstreifen in geeigneten Regionen;
- Schutz bekannter Brutstandorte u. a. mittels Artenhilfsprogramm durch Absprachen mit den jeweiligen Landbesitzern zur Verlegung der Mahd- und Erntetermine oder Aussparung der Horststandorte und ihrer Umgebung bei der Ernte;
- Verringerung der Zugangsmöglichkeiten, Einschränkung der Freizeitnutzung in den Brutgebieten, Verbot von Modellflugbetrieb in den Vorkommensgebieten;
- Gegebenenfalls Umsetzen der Jungen und Einsatz von Gestellen, die das Niederlegen des Getreides nach starkem Regen auf den Horst verhindern;
- Management zur Brutzeit (z. B. Kartierung, Nistplatzsuche, Information der Landnutzer);
- Einschränkung der Anwendung von Bioziden, insbesondere Rodentiziden.
Literatur:
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